Frühe Fotografie

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Landschaftsfotograf, Laborzelt, Stich 1860er Jahre (Frankreich).

„1851 gelang dem Engländer Frederic Scott Archer mit dem Kollodium-Verfahren eine geeignete Methode zu entwickeln, bei der Glas als Träger der lichtempfindlichen Schicht verwendet wurde. Gegenüber dem bis dahin für Vervielfältigungsverfahren verwendeten Papier ließ sich die harte Glasplatte leicht in Kameras fixieren und verfügte über eine optimale Transparenz verbunden mit einer glatten Oberfläche.
Als Bindemittel der Silbersalze diente Kollodium, eine Mischung aus in Äther und Alkohol aufgelöster Nitrozellulose, sogenannte Schießbaumwolle, versetzt mit Jod- oder Bromkalium. Die gallertartige Masse musste auf der Glasplatte verteilt und nach der Sensibilisierung im Silbernitratbad sofort belichtet werden, bevor sie auszutrocknen drohte.
Die Technik war kompliziert, aber richtungsweisend. Sie verlangte vom Fotografen chemische Kenntnisse und zügiges Arbeiten, jedoch überzeugten Kontrastumfang und Feinkörnigkeit der Negative, vor allem aber die extrem kurzen Belichtungszeiten. Die erfolgreiche Etablierung des nassen Kollodium-Verfahrens bedeutete zugleich den endgültigen Durchbruch der Vervielfältigungstechnik gegenüber den bislang dominierenden Unikaterfahren.“ (in: Gerhard Hetzer, Michael Stephan „Entdeckungsreise Vergangenheit – Die Anfänge der Denkmalpflege in Bayern.“, 2008, S. 247)

„Das nasse Kollodium-Verfahren. Dreißig Jahre lang – von 1851 bis etwa 1880 – standen die Fotografen bei ihrer Arbeit unter Zeitdruck. Die Glasplatten mußten an Ort und Stelle lichtempfindlich gemacht, noch im nassen Zustand belichtet und danach sofort entwickelt werden. Denn die lichtempfindliche Schicht aus Kollodium und Silbernitrat wurde nach spätestens 20 Minuten trocken und damit fast unempfindlich. Folge: Bei Aufnahmen außerhalb des Ateliers mußte die >Dunkelkammer< in Zelten, Handwagen, Kutschen mitgenommen werden.“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

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Labor eines Landschaftsfotografen, Stich 1860er Jahre (Frankreich).

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Landschaftsphotograph, Stich 1890er Jahre (Deutschland).

„Dies stellt in Anbetracht des erheblichen Gewichts der 13 x 18 cm großen Glasplatten-Negative, der Plattenkamera nebst Stativ und selbstverständlich der Reise mit der Kutsche bei Wind und Wetter eine heutzutage respekteinflößende Leistung dar. Kein Wunder, dass jede neue fotografische Entwicklung rasch aufgegriffen wurde. So finden sich im Bildarchiv auch bereits um 1890 entstandene Kunststoffplatten im Format von ca. 20 x 30 cm aus Nitro-Cellulose, dem sogenannten Celluloid, als deutlich leichterem Trägermaterial für die lichtempfindliche Schicht. Neben dem haltbareren Gelatinepapier anstelle von Albumin setzten sich im professionellen Bereich dann ab 1910/1920 Film-Material als Negativträger sowie die Reduzierung der Formate von 12 x 9 cm Planfilm bis im Laufe der 1930/1940er Jahre auf 6 x 6 cm Rollfilm durch.“ (Markus Hundemer „Inventarisation und frühe Fotografie“, in: Gerhard Hetzer, Michael Stephan „Entdeckungsreise Vergangenheit – Die Anfänge der Denkmalpflege in Bayern.“, 2008, S. 241/242)

„Zur Ausrüstung des Fotografen gehörten damals neben Kamera und Holzkassetten ein Holzstativ sowie ein schwarzes Tuch, unter dem die Bildschärfe auf der Mattscheibe eingestellt wurde. Die Belichtung erfolgte mittels einer abnehmbaren Objektivkappe oder aufsteckbarer Hilfsverschlüsse für Moment- und Zeitaufnahmen. Ab etwa 1900 erhielten Objektive aber auch moderne Verschlüsse, wie etwa dem Compo oder den Compur der Münchner Firma Deckel.“ (in: Gerhard Hetzer, Michael Stephan „Entdeckungsreise Vergangenheit – Die Anfänge der Denkmalpflege in Bayern.“, 2008, S. 244)

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Rolf Ihme: Bild – Illustration – Bilderdruck (VEB Fachbuchverlag, Leipzig, 1985)

„Die Dunkelkammer. Das war und ist die zweite Welt der Fotografen. Im Schein von Petroleumlampen begann das Hantieren mit Chemikalien und Kontaktrahmen …“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

„Albuminpapier war aufgrund seiner lange unübertroffenen Wiedergabequalität im 19. Jahrhundert das beliebteste Fotomaterial im Positiv-Verfahren und blieb bis ca. 1920 in Gebrauch. 1850 eingeführt, erfolgte die Beschichtung des Bildträgers mit Albumin (Hühnereiweiß) und Natriumchlorid ab 1880 industriell. Der Fotograf musste das unempfindlich ausgelieferte Papier lediglich im Silbernitrat-Bad sensibilisieren, bevor er es auskopieren, d.h. in direkten Kontakt mit den Negativ belichten konnte. Die fixierte und gewässerte Fotografie wurde anschließend durch die Satiniermaschine vollflächig auf Karton aufgezogen, um das Einrollen des sehr dünnen Papiers entgegenzuwirken und die Oberfläche des Bildes zu glätten.“ (in: Gerhard Hetzer, Michael Stephan „Entdeckungsreise Vergangenheit – Die Anfänge der Denkmalpflege in Bayern.“, 2008, S. 247)

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Jan S. Kunstreich: Frühe Photographen in Schleswig-Holstein (Verlag Boyens & Co., Heide, 1985)

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Verpackung von „Apollo Raprid-Platten“ (Gelatine-Trockenplatten; eingetragene Fabrikmarke Amsterdam 1883) der Trockenplatten-Fabrik Unger & Hoffmann in Dresden.

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Verpackung von „Apollo Raprid-Platten“ der Trockenplatten-Fabrik Unger & Hoffmann in Dresden mit einem Händleraufkleber von Hermann Scheyhing, Photographische Handlung.

„Das >saubere< Verfahren. Der englische Arzt dr. Richard Leach Maddox hatte sich geärgert: Das Arbeiten mit dem nassen Kollodiumverfahren ging nie ganz ohne Kleckern ab. Er erfand 1871 die Bromsilber-Gelatine-Trockenplatte. Ihr Vorteil: Sie konnte fabrikmäßig vorproduziert werden. Durch die einfachere Handhabung war die Trockenplatte Voraussetzung für die Produktion von handlichen Kameras in größeren Stückzahlen.“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

„1871 stellte der englische Arzt Richard Leach Maddox der Öffentlichkeit ein Negativ-Verfahren vor, bei dem die mit einer lichtempfindlichen Emulsionsschicht aus Silberbromid und Gelatine versehene Glasplatte im trockenen Zustand belichtet werden konnte. Die Beständigkeit der Gelatine-Trockenplatten erlaubte die Fertigung auf Vorrat und entband den reisenden Fotografen vom mobilen Labor.
Trotz dieser Vorzüge erfolgte die Ablösung des nassen Kollodium-Verfahrens nur zögerlich. Die Lichtempfindlichkeit der Gelatineschicht war gering und schwankte bei den anfangs manuell hergestellten Platten. Erst die Idee von Charles Benett, die Sensibilität der Bromsilbergelatine durch einen Bromkaliumüberschuss drastisch zu erhöhen, führte 1878 zum Erfolg und setzte die industrielle Trockenplatten-Produktion schlagartig in Gang.“ (in: Gerhard Hetzer, Michael Stephan „Entdeckungsreise Vergangenheit – Die Anfänge der Denkmalpflege in Bayern.“, 2008, S. 247)

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Ottmar Anschütz: „Kurzgefasster Rathgeber bei der ersten Anschaffung einer photographischen Ausrüstung“ (1896).

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Carte de Visite 

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Carte de Visite

Carte de Visite. „Die Idee zu diesen Fotos ließ sich der Pariser Fotograf André Adolphe Disdéri 1854 sogar patentieren. Die ungeheure Popularität solcher Aufnahmen (Format 6 x 9 cm) führte nicht nur dazu, daß man anfing Fotos von sich zu verschenken, sondern auch die von berühmten Leuten zu sammeln. Das Carte-de-Visite-Foto war bis etwa 1910 >das tägliche Brot< der Fotografen. Die große Nachfrage nach den modischen Bildchen hatte Folgen: Es begann die fabrikmäßige Herstellung der Aufnahmen, und es wurde ein spezieller Kameratyp mit vier Objektiven gebaut, der vier Aufnahmen gleichzeitig oder kurz hintereinander ermöglichte.“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

„Ein Bild für 50 Pfennig. So teuer war ein Automatenfoto. Ab 1890 konnte man sich auf Jahrmärkten und Rummelplätzen selbst porträtieren: Automat >Bosco< machte es möglich. … In drei Minuten war ein Bild fertig: Nach der Belichtung wurde die Ferrotypie automatisch entwickelt, fixiert und gewässert.“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

Blitzlicht. „Ein unscheinbares graues Material (1859 entdeckt durch Bunsen und Roscoe) brachte vieles ans Licht: 1865 benutzte Charles Piazzi Smyth Magnesiumlicht für Aufnahmen im Innern der Cheops-Pyramide. Mit explosiven Mischungen aus Magnesium, Kaliumchlorat, Schwefelantimon und anderen Chemikalien (1887 eingeführt von Adolf Miethe und J. Gaedicke) arbeiteten Fotografen jahrzehntelang – zum Erschrecken ihrer Kunden. Das Ende der Licht-Alchemie kam 1925: die Erfindung der Staniol gefüllten Blitzlichtbirne durch Dr. Paul Vierkötter.“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

„Die Fotografie wird zur Industrie. Die Idee des Amerikaners George Eastman das Fotografieren so zu vereinfachen, daß jeder, der >auf den Knopf drücken konnte<, auch Bilder machen konnte, war das Startsignal für die Massenfotografie. Eastman nutzte die Erfindung des Rollfilms (Prinzip: Bromsilber-Gelatineschicht auf Zelluloid; 1887 von Hannibal Goodwin als Patent angemeldet) und baute dafür eine Kamera in großer Serie: die Kodak Nr. 1.“ (Johann Willsberger: Fotofaszination – Kameras, Bilder, Fotografen. 1975)

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Peter Michels: Das Kollodium – Handbuch der modernen Nassplattenfotografie (Fotokultur 2015)

Lieferanten

Kartons:

  • E. Kaders, Dresden: seit 1867, Fabrik photographischer Cartons, in allen Formaten und Stärken.
  • G. Janssen & Co, Köln, Norbertstraße 30, seit 1862, Photo-Großhandlung.
  • Haufler & Schmutterer, Wien, lithographische Anstalt und Fabrik photographischer Cartons, auch: lithograph. Anstalt für Photographie, auch: Steindruckerei.
  • Alexander Lindner, Berlin, seit 1862 („also zu einer Zeit, in
    welcher die ersten photographischen Papierbilder hergestellt
    wurden“,Photographische Chronik, 1908), Fabrik photographischer Kartons.
  • Bernhard Wachtl, Wien, lithograph. Anstalt und Steindruckerei, photographische Cartons, z.B. „lithographierte Visit-Cartons, Cabinet-Cartons oder Elisabeth-Cartons“.

  • Karl Krziwanek, Wien, seit 1860, lithografischen Anstalt, Händler Fotografiebedarf (siehe: [1]). Andressbuch: „Steindruckereibesitzer und Händler mit Utensilien für Fotografie“ (1874). „Der
    führende österreichische Lieferant für Photokarten war der Wiener
    Photohändler Karl Krziwanek, der eine eigene Lilhographieanslalt betrieb.“ (Gebrauchsgraphik). „… in Wien zwei große LithographischeAnstalten gab,Eisenschimmel & Wachtl, später nur Wachtl und Karl Krziwanekdie Kartons herstellten.“ (Lexikon der Wieder Fotographen).