eBook: Citizen Scientist: Searching for Heroes and Hope in an Age of Extinction (Hannibal)

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Denkanstöße durch das eBook: Mary Ellen Hannibal: Citizen Scientist: Searching for Heroes and Hope in an Age of Extinction (2017)

Wer weiß schon genau was die Band R.E.M. in ihrem Song „It’s the end of the world as we know it“ von 1987 genau besingen. Es geht sicherlich um eine Endzeitstimmung. Die Apokalypse. Das diese laut Umwelttheoretiker Timothy Morton bereits im April 1784 begann fand ich zunächst erstaunlich. Mary Ellen Hannibal zitiert in ihrem Buch Morton, der den Beginn der Apokalypse auf den Monat der Patentierung der Dampfmaschine durch James Watt setzt. Dies war der Akt mit dem die Ablagerung von Kohlenstoff in der Erdkruste startete. Die durch die Dampfmaschine angestoßene Industrialisierung schaffte den Klimawandel, der für viele Pflanzen und Tiere die Totenglocke läuten lässt, in einer Größenordnung, wie beim Aussterben der Dinosaurier. Soweit hatten R.E.M. sicherlich nicht zurück gedacht und ich auch nicht. Als Ingenieur fühlte ich mich da auch vor den Kopf gestoßen. Damit wäre ein großer Teil der Technikgeschichte der letzten Jahrhunderte der mitverantwortlich an den heutigen Natur- und Umweltproblemen.

Dies kann als doppelten Erzählung betrachtet werden. Auf der einen Seite erfinden wir etwas, womit wir unsere Art vorwärts bringen, ihr das Leben erleichtern, aber auf der anderen Seite zerstören wir oder schädigen etwas. Hannibal schreibt: „Wir dachten, dass wir eine Sache tun – Kriege führen, Territorien beanspruchen, Menschenrechte definieren – aber gleichzeitig geschah etwas Größeres.“ Wir definierten einen Teil der Natur neu und zerstörten auch einen Teil von ihr. Ist somit die fünfbändige Technikgeschichte von Propyläen, die ich im Regal stehen habe, gleichzeitig eine Geschichte der Natur- und Umweltzerstörung?

An einer anderer Stelle im Buch geht es darum, das wir mit „anderen Spezies eine gemeinsame planetarische Vergangenheit und Zukunft teilen“, so wie es die Kulturhistorikerin Lynn Hunt beschreibt. Wir können zwar „Geologie, Biologie und Menschheitsgeschichte von uns als separate Kapitel“ untersuchen, aber „tatsächlich bilden sie ein Buch. Und es ist an der Zeit, dass wir lernen, dieses Buch zu lesen“.

Etwas weiter im Buch wird die Vermischung der Arten aus verschiedenen Teilen der Welt besprochen. Von denen wir einige als invasiv betrachten und Probleme in den Ökosystemen verursachen. Wobei die meisten dieser Arten auf die „Wanderreisen des Homo sapiens zurückgeführt werden, die wir seit Tausenden von Jahren unternehmen“.

Es ist die Rede von den Missionen der Spanier in Amerika, die „eine indianische Lebensweise“ zerstörte „die sich seit Tausenden von Jahren mit der kalifornischen Landschaft entwickelt hatte.“

Es sind immer wieder doppelten Erzählungen. Wir kommen mit der dieser einen Absicht, die im besten Fall gut ist oder zumindest unserer Teil der Menschen dient und machen ganz nebenbei etwas anderes kaputt. Oft merken wir über lange Zeit gar nicht, dass wir etwas zerstören. Sicherlich oft ein Dilemma, andererseits ganz schön arrogant und gierig.