Klimawandel in den Sünger Bergen

Veröffentlicht in: Anthropozän, Blog, Energiewende, Klimawandel, Nachhaltigkeit | 0

Die Wörter „Klimawandel“ oder „Klimakrise“ mag nun manch eine Leserin oder Leser antriggern, also bei Dir negative Gefühle auslösen, z.B. weil Du meinst das Leben würde sich komplett verändern, Du müsstest auf viele Dinge der modernen Welt verzischten. Beruhige Dich! Mir geht es genauso und ich bin auch nicht glücklich damit. Als Diplom-Ingenieur identifziere ich mich mit der Technikgeschichte und den moderen Techonologien. Aber in der Vergangenheit wurden aus Unkenntnis im Bereich der Energiegewinnung und der Mobilität ein paar Fehler gemacht, Fehler die sich nun nicht so einfach korrigieren lassen, aber korrigiert werden müssen. Lange war ich vom 21. Jahrhundert enttäuscht, weil es doch nur eine Verlängerung des 20. Jahrhunderts war. Und: Auf den Klimawandel bezogen, leben wir immer noch im langen 18. Jahrhundert, als wir begannen Kohle statt Holz zuverfeuern. Ja, vielleicht kann man sagen, wären wir beim verfeuern von Holz geblieben, wäre beim Klima alles gut geblieben.Heute, bei zuvielen Treibhausgasen in der Atmosphäre ist auch das Verfeuern von Holz klimaschädlich. Das 21. Jahrhundert könnte nun das Jahrhundert werden wo wir die Fehler korrigieren und unsere Technologien so umstellen, dass weiterhin für uns Menschen ein Leben auf der Erde möglich ist. Zweifelsohne eine sehr schwierige Aufgabe.

Wichtig finde ich, dass jeder sich hier gut informiert und auch gut informiert wird. Ich würde hier von Klimawandel- oder Klimakrise-Bildung sprechen. Denn wer erst gut informiert ist kann sich ein eigenes Urteil bilden, mitreden und die technologischen und politischen Änderungen verstehen und einorden. Bitte informiere Dich! Lese und höre sehr unterschiedliche Meinungen! Informiere Dich auch bei Leuten und Medien die Du normalerweise nicht zu Rate ziehen würdest! Übe Dich in Toleranz und Goodness! Keep cool!

Wo ist eigentlich das Problem?

„Keep cool“ lässt sich auch auf die Treibhausgase beziehen. Einerseits sorgen die Treibhausgase dafür, dass es auf der Erde warm ist, aber ein Zuviel dieser Gase sorgt dafür, dass es zu warm wird. Aber warum? Schauen wir uns daher eine Welt mit natürlichen Kohlenstoffkreislauf und dann einen von uns Menschen erzeugten zusätzlichen Kohlenstoffkreislauf an.

Ohne das Gas Kohlendioxid — als Molekül auch CO2 genannt — wäre es auf der Erde recht kalt, minus 18 Grad Celsius durchschnittlich, der Planet wäre vereist. Zusammen mit anderen Gasen sorgt CO2 für den sogenannten Treibhauseffekt. Mit diesem haben wir eine Durchschnittstemperatur von plus 14 Grad Celsius, also 32 Grad wärmer. Der Treibhauseffekt ist also etwas Positives. Andere Treibhausgase sind Wasserdampf (H2O), Distickstoffoxid (N2O, Lachgas), Ozon (O3), Methan (CH4) sowie Fluorkohlenwasserstoff (F-Gase: HFKW, FKW, SF6, NF3).

Im natürlichen Kohlenstoffkreislauf nehmen Pflanzen für die Fotosynthese aus der Atmosphäre CO2 auf. Den Kohlenstoff lagern die Pflanzen ein — Sauerstoff O2 geben sie ab, wir und andere Tiere nutzen O2 zum Atmen. Die Pflanzen nutzen neben Sonnenenergie CO2 und H2O bei der Fotosynthese zur Herstellung von Kohlenhydraten (Glucose, also Zucker = C6H12O6).

Kohlendioxid + Wasser + Lichtenergie = Glucose + Sauerstoff
6 CO2 + 6 H2O + Lichtenergie –> C6H12O6 + 6 O2

Lebende Bäume haben sehr viel Kohlenstoff eingelagert. Stirbt ein Baum ab, verrottet er langsam. Dabei wird ein Teil in die Atmosphäre abgegeben. Weitere Teil bleiben im Boden gespeichert.

In sumpfigen Landschaften wird unter Luftabschluss aus den versunkenen Pflanzen, über einen langen Zeitraum, Torf. Nach meheren Millionen Jahren entsteht daraus Braunkohle und nach vielen weiteren Millionen Jahren entsteht dann Steinkohle. An der Erdoberfläche ist in der natürlichen Prozessen dieser eingelagerte Kohlenstoff uninteressant. Den Vorgang der INKOHLUNG habe ich in der folgenden Abbildung dargestellt.

Interessant wird dieser fossile Kohlenstoff für uns an der Erdoberfläche erst, wenn er nach oben befördert und zur Gewinnung von Energie verbrannt wird.

Der moderne Mensch fördert Braun- und Steinkohle und nutzt sie zur Erzeugung von Energie. Durch Verbrennung von fossilien Brennstoffen (andere sind Öl und Gas) gelangt zusätzlich zum CO2 aus dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf von uns Menschen erzeugtes CO2 in die Atmosphäre. Hier wird auch vom fossilen oder anthropogenen Kohlenstoffkreislauf gesprochen. So wird aus dem CO2, das unser jetziges Leben bei erträglichen Temperaturen ermöglicht, statt Temperaturen von Minus 18 Grad ohne den Treibhauseffekt, ein „Klimakiller“, denn durch diesen menschengemachten (zusätzlichen bzw. verstärkten) Kohlenstoffkreislauf wird der natürliche Treibhauseffekt verstärkt. Es kommt aufgrund des zu hohen Gehalts an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu einer unnatürlichen Erderwärmung. Wodurch wir einen Klimawandel ausgelöst haben. Der anthropogene Klimawandel wird im Vergleich zum natürliche Klimawandel, der über Jahrtausende abläuft, sehr schnell verlaufen, weshalb die Menschheit ihn durch die Reduzierung von Treibhausgasemissionen möglichst abbremsen will.

Die Eingangs genannten Treibhausgase tragen unterschiedlich zur menschengemachten Erderwärmung bei. Um eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Wirkung der Gase zu haben, wurde das Konzept der CO2-Äquivalente definiert, oft kurz als CO2e geschrieben. Dies entspricht dem globalen Erwärmungspotential oder Treibhauspotenzial dieser Gase

„Das hat es hier noch nie gegeben“.

Die Auswirkungen der Klimakrise (das Wort „Klimakrise“ wird als deutliche Verschärfung gegenüber dem Wort „Klimawandel“ genutzt) lassen sich auch in den Sünger Bergen sehen. Da wären einerseits die durch die Dürren nach 2018 abgestorbenen Fichtenforste bzw. -wälder, von denen man immer noch die kahlen Flächen sehen kann, und andererseits die extremen Regenmengen am 14.07.2021oder das Weihnachtshochwasser 2023.

Der Graben beim Hochwasser am 14. Juli 2021 (Tiefdruckgebiet BERND). Es hatte schon am Vortag geregnet. Am Abend des 13. Juli gab es eine Regenpause, aber in der folgenden Nacht begann heftiger Regen, der hier erst gegen 21 Uhr/21.30 Uhr endete. Der Abwasserkanal konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Diese Bilder entstanden am späten Nachmittag. Am Abend lief der Graben über und ergoss sich in ca. 20 Meter Breite zunächst über eine Wiese und dann über die Straße nach Hartegasse. In Hartegasse selber lief das Wasser zuvor schon breit über die Sülztalstraße (es war nicht das Wasser der Sülz, sondern muss Kanalwasser sprich Regenwasser aus zahlreichen Regenrinnen usw. gewesen sein), sodass das Wasser aus dem Graben als zusätzliche Welle hinzukam. Die Feuerwehr war bis in die Nacht im Einsatz. Bild oben: Der „See“ bei Bonnersüng fließt über die Wiese davor bzw. über den Weg rechts in Richtung Graben.
Aufzeichnungen zum Weihnachtshochwasser 2023.

Auf beide Dinge, also die Dürre und das damit verbundene Waldsterben sowie das extreme Hochwasser, kann ich gut verzischten. Als Wanderer und Naturbeobachter wird es im Hochsommer immer schwieriger an einem sonnigen Tag in den Wald der Sünger Berge zu gehen, weil schlicht und einfach derzeit die schattige Wege fehlen.

Fichten beim Brungerst (September 2020)
Rodungsfläche Peffeköver Holz (Mai 2021)

Hochwasser und Dürren hat es in den Sünger Bergen auch in früheren Zeiten schon gegeben. Wie ich im Artikel über die Bäche in den Sünger Bergen schrieb, hat der Ort Hartegasse seinen Namen daher, dass es eine matschige Gosse war, in die bei Hochwasser die Bäche ihr Ziel fanden. Wenn die Kanalisation am 21. Juli 2021 die Regenwassermassen nicht mehr aufnehmen konnte, lässt sich die Schuld des Klimawandels auch schwer nachweisen. Fehlerhaftes Wassermanagement könnte auch eine Ursache sein. Aber das Konzept, welches beim Volllaufen der Höhle, dass Wasser in einem Graben zum Kanal leitet, sieht schlüssig und richtig aus. Am Abend des 21. Juli 2021 sagte ein alter Mann in Hartegasse, als er auf der Sülztalstraße die Wassermassen knöcheltief sah: „Das hat es hier noch nie gegeben“.