Buch: „Die fabelhafte Welt der Ameisen“ (Grätz/Kupfer)

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Geschrieben wurde das Buch von den beiden Biologinnen Christina Grätz und Manuela Kupfer. Grätz ist Ameisenumsiedlerin und Geschäftsführerin der Nagola Re GmbH. Kupfer ist freiberuflich als Lektorin und Fachredakteurin für Naturwissenschaften und Gesundheit tätig.

Darüber das Ameisen umgesiedelt werden, hatte ich bisher noch nichts gewusst. Ich hatte mir auch schlicht keine Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn man beispielsweise in einem Baugebiet auf einen Ameisenhügel stößt und dieser logischerweise von dort weg muss. Dies wird zum Glück gesetzlich geregelt. Wird bei einer Baumaßnahme einen Ameisenvolk gefunden, dann muss dieses an einen angemessenen neuen Standort umgesiedelt werden. Grundlage für solche Umzüge ist das Gesetz über Naturschutz und Landespflege (Bundesnaturschutzgesetz, abgekürzt BNatSchG) und die auf das BNatSchG aufbauende Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV).

  • BNatSchG: gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009
  • BArtSchV: gesetze-im-internet.de/bartschv_2005

In dem Buch wird einerseits beschrieben wie Ameisenhegerinnen und -heger diese Umzüge durchführen. Andererseits wird Wissen über das Leben der Ameisenvölker vermittelt.

Titelseite von „“Die fabelhafte Welt der Ameisen“ (2021), Penguin Verlag, 285 Seiten.

Die gefundenen Nester mit Königinnen, Arbeiterinnen, Soldatinnen, Puppen, Eier und Larven werden samt Neststreu von den Ameisenhegerinnen und -heger in Säcke gehoben und an den neuen Standort gefahren. Mit zu einem Nest gehört oft ein Stubben, ein Baumstumpf, der den Kern des Nests bildet und ebenfalls mit umgesiedelt wird. Im diesem Totholz leben oft die Königinnen und dort finden sich weitere Puppen, Eier und Larven. Die Nester bestehen nicht nur aus dem Hügel, sondern auch aus einem Bereich darunter, der unterschiedlich tief sein kann.

Das Buch ist mit einer überquellenden Anzahl von Fakten über Ameisen gespikt. So erfährt man, dass laut Studien Ameisen bereits vor 168 Millionen Jahren, bzw. nach einer anderen Studie seit 115 bis 135 Millionen Jahren, über die Erde krabbeln. Das älteste Fossil einer Ameise ist 110 Millionen Jahre alt. Die Ameisen sollen sich wohl aus solitär (= in der Zoologie: einzeln lebend, Gegensatz: gregär/gesellig) lebenden Wespen entwickelt, Dolchwespen sollen ihre Vorfahren gewesen sein. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass es 30.000 verschiedene Ameisenarten gibt. Die Unterscheidung verschiedener Arten ist selbst für Experten nur unter der Lupe möglich. Da wird nach der Form der Oberlippe geschaut („Oberlippe eingebuchtet: Raubameise“, S. 55) oder der Form der Kopfoberseite („Kopfoberseite eingedellt und wie ein kleines Teufelchen aussehend und dabei ganz zierlich: Kerbameise“, ebd.). Ansonsten wird nach der Färbung und der Behaarung des Hinterkopfs geschaut. Es gilt genau hinzusehen, denn „viele Arten sind nur schwer von anderen zu unterscheiden. Da geht es etwa um Unterschiede in der Anzahl und Größe der Antennenglieder sowie der Haare auf bestimmten Körperabschnitten, um Abweichungen in der Pigmentierung, der Anzahl und Form von Zähnen oder Mandibeln.“ (S. 67) Handelt es darüberhinaus noch um eine Zwillingsart, dann lassen sich die Ameisen unter Umständen nur aufgrund ihres Verhaltens unterscheiden (S. 68).

Meine Beobachtungen:

Ameisennest mit Stubben, ein Baumstumpf, der den Kern des Nests bildet (zwischen Delling und Ommerborn, Mitte Oktober 2021)
Rote Gartenameise und Blattläuse bei Lindlar-Stelberg im Bergischen Land (Sommer 2021)
Rote Gartenameise und Blattläuse bei Lindlar-Stelberg im Bergischen Land (Sommer 2021)