Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags komme, möchte ich zunächst zur Einführung einen Text plus Fotos von 2006 einfügen. Im Frühjahr 2006 machte ich eine Wanderung entlang der oberen Sülz.
Von Obersiemeringhausen nach Leiberg
Die Quelle der Lindlarer Sülz liegt auf einer Wiese bei Obersiemeringhausen (Gemeinde Marienheide). Von der Straße ist der Quellbereich, der dicht bei dem Bauerhof von Obersiemeringhausen liegt, nicht sichtbar. Erst wenn man die Straße hinab nach Siemerkusen geht, sieht man die Sülz zum ersten mal. Im Dorf kreuzt dann die Straße in Richtung Kempershöhe die Sülz, die hier quasi zum ersten mal in die Öffentlichkeit kommt. Das obere Bild zeigt die Sülz in Richtung Quelle. Das untere Bild zeigt die Sülz wie sie an Siemerkusen vorbei fließt.
Siemerkusen liegt in einer Senke. Es führen schmale Straßen hinauf in Richtung Marienheide, in Richtung Gimborn und nach Kempershöhe. Um in der Nähe der Sülz zu bleiben, ist der Weg von Siemerkusen nach Eiringhausen zu empfehlen. Der Weg führt zunächst noch etwas entlang der Sülz. Wenn man den Bogen durch Eiringhausen gegangen ist, begegnet man einem weiteren Bach, der von Kempershöhe kommt und unterhalb von Eiringhausen in die Sülz fließt, die hier zum ersten mal etwas breiter wird.
Auf dem oberen Bild sieht man die aus einem Rohr fließende Sülz. Wenig später fließt der Bach aus Kempershöhe in die Sülz. Das unter Bild zeigt die breiter geworderne Sülz auf dem Weg zu den Wochenendhäusern bei der Schnipperinger Mühle.
Auf beiden Seiten der Sülz sind nun Wanderweg. Im Prinzip ist es zunächst auch egal auf welcher Seite man bleibt, da im Bereich der Schnipperinger Mühle und kurz dahinter einfache Holzbrücken noch ein überqueren der Sülz ermöglichen.
Wenig später erreicht man die Wochenendhäuser und die Schnipperinger Mühle, ein kleines Lokal, in dem nun in den ersten Frühlingstagen (laut Kalender, tatsächlich lag immer noch Restschnee und die Wege waren vereist und kaum begehbar) nichts los war. Wer nun auf der anderen Seite der Sülz steht, kann ein kleine Holzbrücke benutzen und gelangt so mitten durch die Siedlung der Wochenendhäuser zur Rückseite der Mühle. Einige 100 Meter weiter kommt eine etwas größere, baufällige Holzbrücke (Bild unten) und anschließend ein Steg, der über eine feuchte Wiese zur Mühle führt.
Will man weiter entlang der Sülz gehen, dann muß man auf dem Weg gegenüber der Mühle gehen. Dieser führt dann zur Ortschaft Leiberg, direkt an der Sülz entlang. In Leiberg fließt der von Oberholl kommende Holler Siepen in die Sülz.
Genau genommen beginnt hier nun erst die Lindlarer Sülz. Denn bisher floßt die Sülz in Marienheide bzw. bildete etwa von der Schnipperinger Mühle, die auf dem Stadtgebiet von Wipperfürth liegt, bis Leiberg die Grenze zwischen Wipperfürth und Marienheide. Von Leiberg an ist die Sülz die Grenze zwischen Wipperfürth und Lindlar. Später fließt sie kurz durch Wipperfürther Gebiet und fließt bei Oberhabbach nach Lindlar.
Die Sülz zwischen Leiberg und Orbach
Auf dem unteren Bild ist die Sülz nur links im Hintergrund zu sehen. Rechts sieht man den Bach der von Berrenberg kommt und hier nun in die Sülz fließt. Wenig später kommen der Wingenbacher Siefen hinzu, der zuvor durch kleine Bäche aus Fähnrichstüttem, Unterdierdorf bzw. Oberdierdorf (Dierdorfer Siefen) gespeist wurde. Die Sülz fließt nun vorbei an Frielingsdorf und durch Brochhagen. In Steinenbrücke fließt der Bach Breun in die Sülz.
Die Breuner Talung zwischen Bonnersüng und Oberfeld
Der Geologe und Lehrer Herbert Nicke erwähnte 1983 in seiner Doktorarbeit einen alten Verlauf des Sülzbachs. Unter der Überschrift „Die Breuner Talung als Beispiel vor – bzw . frühpleistozäner Talnetzveränderungen“ skizzierte Nicke den möglichen Verlauf (Pleistozän, ein Zeitabschnitt der Erdgeschichte, der vor 2,5 Millionen Jahren begann und vor rund 11.700 Jahren endete).
Nicke schrieb:
„Nun setzt sich allerdings von Hartegasse talaufwärts die oHT nicht nur im Sülztal fort, sondern auch in das Breuntal hinein, aber sie hat einen von diesem ganz und gar abweichenden Verlauf. In Form einer Talung , die mit dem heutigen Sülztal nur an zwei Stellen in Verbindung steht , zieht sie sich […] über Bonnersüng – Stelberg – Oberfeld und Breun bis nördlich vom Müllerhof. […] Bei dieser Talung muß es sich um einen alten Tallauf der oberen Sülz handeln, den diese zugunsten des Umweges über Frielingsdorf aufgegeben hat (vgl. FEY, 1974, 108). Zwischen der Breuner Talung und dem heutigen Sülztal ragt der Vogelberg (322 m NN) als markante Erhebung heraus, ähnlich wie ein Umlaufberg.“ (Nicke, H.: Reliefgenese des südlichen Bergischen Landes zwischen Wupper und Sieg, 1983, S. 109 – 111)
Dies ist die genannte Quelle FEY (Manfred Fey):
Fey, M.: Geomorphologische Untersuchungen im Bergischen Land (Rheinisches Schiefergebirge) Düsseldorfer Geogr. Arb. 1, Düsseldorf, 1974.
Dies würde heißen, dass die Sülz von Bühlstahl aus nicht über Frielingsdorf und Brochhagen geflossen sei, sondern die Abkürzung über das heutige Breuntal genommen hätte. Des Weiteren hätte die Sülz nicht das Bett des heutigen Breunbachs benutzt, sondern wäre etwas nordwestlicher parallel zu den Sünger Bergen, vorbei an Stelberg in Richtung Bonnersüng und Hartegasse geflossen.
Herbert Nicke hielt diese Theorie auch in einer Zeichnung fest, die man auch gut mit heutigen topografischen Karten nachvollziehen kann. Geht man davon aus das die Sülz die Erhebung bei Bühlstahl überwunden hat, dann könnte sie einen 15 bis 20 Meter höheren Pegel gehabt haben und wäre so auch gut über die Erhebungen auf den Wiesen bei Stelberg gekommen. Zwischen Stelberg und Kremberg wäre dann ein breiter Fluss geflossen, der sich bei Bonnersüng und Hartegasse ins heutige Sülztal ergossen hätte.
Bei diesem hohen Pegel könnte die Sülz den Vogel(s)berg auf beiden Seiten umflossen haben und das Bett des heutigen Breunbachs mitbenutzt haben. Dann könnte man sich den Kremberg (239 m NN) als Sülzinsel vorstellen.
In Hartegasse wären dann gleich mehrere Bäche aufeinander getroffen: Aus den Sünger Bergen der Sünger und der Büschemer Bach, die Sülz aus Breun kommend und der Scheelbach, der aus Richtung Brochhagen kam, denn Nicke schrieb auch: „Der heutige Sülztalabschnitt Frielingsdorf – Hartegasse ist demnach wohl vom Scheelbach in seiner Frühform angelegt worden. Die Sülz mag dann diesen vorgegebenen Abschnitt übernommen haben, nachdem der Scheelbach zur Leppe umgeleitet war.“ (Nicke, H.: Reliefgenese des südlichen Bergischen Landes zwischen Wupper und Sieg, 1983, S. 111) Diese Ecke in Hartegasse wird bei dem gedachten höheren Pegel ziemlich wasserreich gewesen sein.