Dürre in den Sünger Bergen: Verschwindet der Wald ?

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Die Dürre begann im Jahr 2018. „Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) fiel im Oktober mit 28 Litern pro Quadratmeter nur halb so viel Regen wie im langjährigen Durchschnitt.“ [1] Diese Entwicklung hatte aber bereits im Frühjahr begonnen. Im April fielen nur 35 Liter/qm statt den üblichen 58 Liter/qm, also 60 % weniger [1]. „In Wittenberg in Sachsen-Anhalt fiel im Mai nur 0,4 Liter Regen pro Quadratmeter, ein Prozent der üblichen Menge. Ähnlich war es im Juni, Juli und August: Vor allem in der Mitte und im Norden Deutschlands war es viel zu trocken.“ [1] 2019 ging es so weiter, weltweit war beispielsweise der Juni 2019 „der wärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“ [2]. Und 2020 fing das trockene Wetter bereits im März an. Hier im Bergischen Land konnte man den Fichtenwäldern beim Austrocknen zusehen. Die ersten Rodungsarbeiten begannen. Es wurde von „285.000 Hektar verlorenen Wald“ [3] gesprochen (vgl. Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft [4] und [5]. Also rund 285.000 Hektar von 11,4 Millionen Hektar [6] Wald in Deutschland haben ein Problem.

Dürrefotos

Beim Brungerst oberhalb von Lindlar (September 2020)
Fichten oberhalb von Lindlar (September 2020)
Fichten beim Industriepark Klause (September 2020)
Fichte bei Lindlar (September 2020)
Fichten beim Brungerst (September 2020)
Gefällte und noch nicht gefällte Fichten im Sülztal (September 2020)
Gefällte Fichten auf dem Löhberg bei Süng (Mai 2021)
Rodungsfläche Peffeköver Holz (Mai 2021)
Rodungsfläche Peffeköver Holz (Mai 2021)
Rodungsfläche am Stelberg bei Roderwiese (April 2021)
Rodungsfläche bei der Ruine Neuenberg, Blick nach Ruine Eibach (Februar 2021)
Blick von Stelberg auf die Rodungsflächen auf dem Vogelsberg im Breuntal (Frühjahr 2021)
Holzvollernter der Marke Ponsse (evtl. „Harvester Ponsse Fox“) auf dem Stelberg (Anfang Oktober 2021)
Rad-Harvester von John Deere (1070G oder 1470G, deere.de/de/rad-harvester/) bei Oberbreidenbach (Anfang Oktober 2021)
Harvester von Komatsu (Japan) (Wald beim Pferdekopf. April 2022)
Fichten am Stelberg (sommer 2023)


Forschungen und Planungen, wie der Wald in der Zukunft aussehen könnte, haben begonnen. Aber dies ist gar nicht so einfach, den während „sich die Landwirtschaft mit ihren einjährigen Kulturen relativ schnell auf Trockenheit einstellen kann, rechnet die Forstwirtschaft mit Planungszeiträumen von 100 Jahren und mehr. Bereits heute müssen Entscheidungen gefällt werden, die das Aussehen des Waldes der Zukunft betreffen (Thünen-Institut – Bundesforschungsinstitut für
Ländliche Räume, Wald und Fischerei, https://www.thuenen.de/de/thema/wasser/wassermangel-in-deutschland/wassermangel-gefahr-fuer-den-wald/).

Wassermanagement

Zum Wassermanagement im Wald sagte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland:

„Wir können kurzfristig nicht beeinflussen, wie viel Regen fällt. Wir können allerdings das verfügbare Wasser besser in der Landschaft halten, um so die die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu stärken und Waldbränden vorzubeugen. Dafür müssen wir Entwässerungsgräben im Wald schließen, Wälder in Laubmischwälder umbauen und mehr Totholz im Wald belassen“ (https://www.wwf.de/2020/maerz/mehr-wasser-fuer-den-wald). Durch Schließen der Entwässerungsgräben könne so Heinrich der Grundwasserspiegel angehoben werden. Als Beispiel wird der naturnahe Wald des Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin genannt. Entwässerungsgräben sind in Norddeutschland verbreitet. In den Mittelgebirgen eher weniger. „In den Mittelgebirgen, wird sehr viel Wasser abgeleitet durch die von Lkw befahrbaren Wege und die Gräben, die es dazu gibt, aber auch über Rückegassen zum Beispiel. Und langfristig hilft auch Totholz, Wasser zu binden, weil aus Totholz wird Humus, und Humus ist wie ein wunderbarer Schwamm, der sehr lange Wasser halten kann und dann eben auch langsam abgeben kann“ (https://www.deutschlandfunk.de/zustand-deutscher-waelder-auch-buchenwaelder-und-eichen.694.de.html?dram:article_id=475483), meint Stefan Adler vom Nabu.

Nicht nur in Dürrezeiten gibt es Probleme, sondern auch bei feuchten Monaten wie es der Juli 2021 in der ersten Hälfte war oder bei lang anhaltenem Regenfällen wie am 14. Juli 2021. Die Bäche müssen dann zuviel Wasser befördern, soviel das sie sich in Flüsse verwandeln und über die Ufer treten. Zuwenig Wasser und zuviel Wasser erscheinen so als zwei Seiten einer Medaille. Das Halten des Wassers für Dürreperioden könnte auch in Regenphasen helfen.

Der „See“ bei Bonnersüng zwei Tage nach dem Hochwasser vom 14. Juli. Dieses Wasser lief nicht weiter zur Sülz, sondern versickerte hier.
Landschaft „Pefferköver Holz“ Spätsommer 2023
Landschaft „Pefferköver Holz“ Spätsommer 2023

[1] Trockenheit in Deutschland (Süddeutsche Zeitung, 14.11.2018)
[2] Der heiße Juni und seine Folgen (Süddeutsche Zeitung, 03.07.2019)
[3] Die verborgene Dürre (Der Spiegel-Online, 20.12.2020)
[4] 285.000 Hektar Wald in Deutschland geschädigt (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, 26.08.2020)
[5] Massive Schäden – Einsatz für die Wälder (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, gesehen 21.05.2021)
[6] Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020: Schäden haben weiter zugenommen (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, , gesehen 21.05.2021)