Onlinekurs: „Infografía creativa: entre arte y periodismo“ (Creative Infographics: Between Art and Journalism)
Der Onlinekurs wird vom Jaime Serra Palou, einem Infografik-Designer und Künstler aus Barcelona, Spanien, durchgeführt. Als Lernplattform dient die globale Kreativ-Community domestika.org (2010 in Spanien von Julio Cotorruelo und Tomy Pelluz gegründet. Später zog der Firmensitz nach Berkeley in Kalifornien. Jetzt auch mit einem Produktionsstudio in Berlin)
Seit den frühen 90er Jahren arbeitete Jaime Serra als Infografik-Designer für verschiedene Tageszeitungen, wie El Periódico de Catalunya, El Mundo in Spanien oder Clarín (die meistverkaufte Zeitung in Spanisch) in Argentienien oder bei La Vanguardia, bei der er seit 2010 die Kolumne „A Sunday Paradox“ hatte. Seine Art Infografiken zu erstellen wird von zahlreichen anderen Infografikern als Vorbild genommen. Seine Vorgehensweise und die Wahl seiner Themen unterscheidet sich sehr von den üblichen auf „Big Data“ beruhenden „Torten- oder Balkendiagrammen“. Sie orientieren sich mehr an Kunst und Illustration mit mehr und mehr persönlichen Themen. Jedenfalls gehen seine Werke weit über die üblichen Diagramme von regionalen und den meisten überregionalen Zeitungen hinaus.
Für Jaime Serra ist dies kein Infografik-Kurs, sondern ein Kurs mit Infografiken. Ein Kurs bei dem Infografiken als roter Faden dienen. Zunächst spricht er allerdings über Langeweile, Einflüsse und Referenzen. Wobei Langeweile gesund sei und die Fantasie anrege. An anderer Stelle berichtet er, dass er aber auch aus Langeweile Spanien verlassen und nach Argentinien gezogen sei, wo er bei der Tageszeitung Clarín die Infografikabteilung aufbaute.
Als erste Infografik zeigt er eine Doppelseite, die er 1992 für die Olympische Spiele in Barcelona erstellte. Für die in der Grafik dargestellten Sportler orientierte er sich an Darstellungen auf alten griechischen Töpfen und Vasen. Seine Tuschearbeiten wurden mit der Software Freehand (ähnlich wie Adobe Illustrator. Freehand wurde von Altsys entwickelt und bis 1994 von Aldus, dem Erfinder von DTP, vertrieben) weiterverarbeitet. Er zeigt aufwendig gestaltete Infografiken wie „La Casa de Anne Frank“, „La Barcelona de Gaudí“ (Clarín, 1997) oder „El genocidio de Ruanda“ (Clarín, 1996). Zu einer seiner bekannten Infografiken (Clarín, 1998) zählt eine zum Valentinstag 1998, bei der er die Skulptur „Der Kuss“, des französischen Bildhauers Auguste Rodin, verwendete. Dargestellt, mit Grafiken und Texten über dem Bild der Skulptur, wird was bei einem Kuss im menschlichen Körper passiert. 2018 verwendete die Wuppertaler Oper diese Grafik als Titelbild auf ihrem Programmheft.
Seine bekannteste Infografik dürfte „La Ballena Franca“ (Clarín, 1996) sein, die von der Society for News Design als „The most influential infographic of the past twenty years“ bezeichnet wurde. Im Mittelpunkt sieht man einen Wal aus der Familie der Balaenidae (Glattwale, vgl. es.wikipedia.org/wiki/Eubalaena_australis: La ballena franca austral (Eubalaena australis)). Der Wal ist nach der Technik von Giuseppe Arcimboldo gestaltet. Arcimboldo gestaltete in seinen Bildern mit Früchten und Gemüse Gesichter und Stillleben. Bei Jaime Serra werden auf diese Art verschiedene marine Szenen in das Bild des Wals integriert. Beim genauen Hinsehen sieht man einen Delphin oder an anderer Stelle ein Dampfschiff.
Hier habe ich gelernt, dass Infografiken nicht nur spröde Diagramme sein müssen. Sie können auch aufwendig illustriert und von Kunst beeinflusst sein. Die dargestellten Inhalte können Themen spannend erzählen. Dies sind Infografiken wie sie auch Alejandro Tumas, Pablo Loscri, Juan Velasco oder ein Fernando Baptista erstellen. Die Besonderheit bei Jaime Serra ist, dass seine Infografiken auch sehr persönlich sein können.