Onlinevorlesung: „Auf Forschungsreise mit Spix und Martius“

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Onlinevorlesung: „Auf Forschungsreise mit Spix und Martius: Die Bayerische Wissenschaftsexpedition nach Brasilien, 1817-1820“
Prof. Dr. Thomas Fischer, Dr. Nelson Javier Chacón, KU Eichstätt-Ingolstadt / vhb.org (Virtuelle Hochschule Bayern)

Vor 200 Jahren reisten die beiden bayerische Naturwissenschaftler, Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich Philipp von Martius, nach Brasilien. Von der Erforschung von Flora, Fauna und Menschen in Südamerika sowie der Entwicklung der Naturwissenschaften zur damaligen Zeit, den Forschungsschwerpunkten und -methoden in Brasilien und der Rolle der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und weiterer wissenschaftlicher Institutionen handelt diese von Prof. Dr. Thomas Fischer und Dr. Nelson Javier Chacón erstellte Onlinevorlesung.

Die Onlinevorlesung besteht aus diesen Lektionen:

1. Konzepte der Natur
2. Die Bayerische Akademie der Wissenschaft 
3. Naturparadies Brasilien 
4. Spix‘ und Martius‘ Reise in Brasilien I
5. Spix‘ und Martius‘ Reise in Brasilien II
6. Studien der Natur I
7. Studien der Natur II
8. Wirkungsgeschichte in Bayern und Brasilien 

Zunächst wird auf das von Carl von Linné entworfene binomiale System vorgestellt, mit dem Tiere und Pflanzen eindeutig klassifiziert werden können. Zuerst wird der Name der Gattung, beispielsweise „homo“, genannt und als zweites die spezifische Art, beispielsweise „sapiens“.

Es wird auf die Naturphilosophie eingegangen, die davon aus ging, „dass die Natur und die Außenwelt durch die Sinne und Empfindungen verständlich sind. Die Welt, und damit auch die Natur, war eine Projektion des Beobachters.“ (Zitat aus dem Kurs) Genannt wird Johann Wolfgang von Goethes Idee von der Farbe. Er war überzeugt, dass „Farben nur im menschlichen Auge entstehen.“ (Zitat aus dem Kurs) In seiner Theorie hatte jede Farbe einen eigenen Charakter. Vgl. dazu auch Goethes Farbkreis. In diesem Zusammenhang wird auch Otto Philippe Runges FarbenKugel erwähnt, die die „Konstruktion des Verhältnisses aller Farbmischungen zueinander und ihrer vollständigen Verwandtschaft“ (so der Untertitel) darstellt. Erwähnt werden die Forschungen von Lorenz Oken, der u.a. menschliche mit tierischer Anatomie verglich. Hier (Universitätsbibliothek Heidelberg) findet man ein Werk von Oken mit vielen Abbildungen.

Forschungsreisen

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert nahmen die Forschungsreisen zu. Hier werden erwähnt:

  • 1735 bis 39, die spanisch-französische geodätische Mission.
  • 1768 bis 71, die erste Reise von James Cook
  • 1772 bis 75, James Cooks Suche nach der Terra Australis Incognita (mit dabei waren die deutschen Naturforscher Johann Reinhold Forster und Georg Forster), wobei er nach weisen konnte, dass dieser hypothetische Südkontinent nicht existierte. 
  • 1777 bis 88, die botanische Expedition in Peru (wissenschaftliche Arbeit dazu: „Flora Peruviana et Chilensis“)
  • 1787 bis 1817, die botanische Expedition ins Vizekönigreich Neugranada (umfasste die heutigen Länder Venezuela, Kolumbien, Panama und Ecuador, ab 1810 República de la Nueva Granada)
  • 1815 bis 17: die Expedition des Wissenschaftlers Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied mit den deutschen Naturforschern Georg Wilhelm Freyreiss und Frederich Sellowin Brasilien (nach Öffnung der Grenzen, war dies einer der ersten europäischen Expedition nach Brasilien)

Forschungsinstitute

Die Academia Naturae Curiosorum, die auch als Academia Imperialis Leopoldina Naturae Curiosorum bekannt, wurde bereits 1652 in Schweifurt gegründet. In London gab es wenig später die Royal Society (1660), in Paris die Académie des Sciences (1666). Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW), ab der auch Spix und Martius forschten, wurde 1759 als Churbaierische Akademie gegründet. Wenige Jahre (1751) zuvor war die Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (heute Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) gegründet worden. In der Vorlesung heißt es zu diesen Akademien: „Es waren Orte, die sich ausschließlich der wissenschaftlichen Forschung widmeten. Dort wurde nach dem neuen, in Europa entwickelten Paradigma des wissenschaftlichen Forschens gearbeitet. Sie waren der hauptsächliche Raum, in dem über die Natur diskutiert wurde. Wichtig war auch das zwischen diesen Institutionen geknüpfte Netzwerk. Dabei ging es nicht nur um persönliche Kontakte, sondern auch um den Austausch bezüglich der Themen, Methoden und forschungsstrategischen Entscheidungen. Sie pflegten beste Beziehungen zu und mit den wissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten.“ (Onlinevorlesung: „Auf Forschungsreise mit Spix und Martius“). Die Forscher waren zuvor an Universitäten, Priesterseminaren oder Domschulen ausgebildet worden. So hatte Johann Baptist von Spix in Bamberg Philosophie, in Würzburg am Klerikalseminar Theologie und schließlich in Bamberg und Würzburg Medizin sowie Naturgeschichte studiert. Carl Friedrich Philipp von Martius hatte in Erlangen ein Medizinstudium absolviert.

Forschungsreise nach Brasilien

Brasilien war bisher wenig erforscht. Die portugiesische Kolonialherrschaft hatte bisher wenig dafür getan. Wie erwähnt war die Expedition des Wissenschaftlers Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied die erste Forschungsreise in das Land. Die Reise von Alexander von Humboldt durch die spanischen Kolonien und Nordamerika zwischen 1799 und 1804 hatten Eindruck hinterlassen und Wege der Erschließung aufgezeigt. In seiner Veröffentlichung „Ansichten der Natur“ (1808) hatte er seine Eindrücke und Forschungen festgehalten.

Spix und Martius konnten sich einem österreichischen Expeditionsteam anschließen. Dieses bestand aus dem Zoologe Johann Natterer, dem Mineraloge und Botaniker Johann Baptist Emanuel Pohl, dem Maler Thomas Ender, dem Professor für Naturgeschichte, Johann Christian Mikan sowie aus der Toskana, der Botaniker Giuseppe Raddi. Spix und Martius in Brasielien weitgehend unabhängig von den anderen agierten.