Unwetter Ende Mai und Anfang Juni 2024 in Süddeutschland
Auf der Autofahrt aus dem Rheinland nach Oberbayern hat es 3/4 der Zeit kräftig geregnet. In Hessen noch mäßig, in Baden-Württemberg und Bayern kräftig. Wir beobachteten das Geschehen bereits seit Tagen und auch während der Fahrt über verschiedene Wetterapps.
Bereits am Nachmittag sahen wir im Raum Memmingen bereits übervolle Flüsse. Es hatte ja bereits am Vortag, also am Freitag in Süddeutschland kräftig geregnet. Auf der Autobahn A96 gab es einen Stau, da Wasser von einem Feld auf die Fahrbahn lief. Die dramatischen Auswirkungen des Unwetters sahen wir aber erst im Fernsehen bzw. in den Internetmeldungen.
Das Tief (Orinoco) über dem Süden von Deutschland kam aufgrund einer „Fünf-B-Wetterlage“ nicht raus aus dem Süden. Hauptsächlich betroffen war die Bodenseeregion, der Allgäu und Oberbayern bis hin vor die Tore Münchens.
Am Samstag in Herrsching am Ammersee stieg der Pegel ebenfalls. Das Seewasser schwappte aber wohl nur wegen der hohen Welle etwas über die Seepromenade.
Der Kienbach
Kurze Bäche mit kleinen Einzugsgebieten können schnell ansteigen und eine Prognose für diese Bäche sei schwer. Auch weil sich die Wetterlage für diese Bäche kaum vorhersagen ließe, so ein Hydrologie-Professor aus Garmisch-Partenkirchen im Fernsehen (den Namen habe ich mir nicht gemerkt und seine Aussage habe ich hier auch sicher sehr ungenau widergegeben). Bei ungünstiger Wetterlage kann so ein Bach schnell anschwellen und über das Ufer gehen.
Der Kienbach entspringt bei Andecks auf einer Höhe von 713 Meter. Er fließt nördlich zum See. Der Bach hat sich eine tiefe Schlucht gegraben, die bis zu 70 Meter tief ist. Nach 180 Höhenmeter fließt der Bach in Herrsching (auf 533 Meter) in den See.
Aufgrund der Hochwassererfahrung von 1885 wurde der Bach zum Hochwasserschutz mit Stützmauern versehen. Dadurch wurde das Bachbett schmaler und die Fließgeschwindigkeit des Wassers nahm zu. Aber trotzdem wurde der Bach dadurch sicher gegen Platz- und Starkregen. Was aber ist mit Dauerregen beim Unwettern wie am Wochenende 31. Mai und 1. Juni 2024?
Der Liveticker der Zeitung Merkur meldete auch über den Kienbach:
„Der Kienbach aus Richtung Andechs führe viel Wasser. Da sei zwar noch etwas Luft, aber vorsorglich lässt die Wehr Tausende Sandsäcke füllen, um auch diesen Bach >einzudeichen<.“ (Merkur.de, 12.11 Uhr am Unwettertag)
Aber:
„Da der Regen etwas nachgelassen hat, sinken an einigen Bächen die Pegel wieder, etwa der Kienbach in Herrsching.“ (Merkur.de, 15.45 Uhr am Unwettertag)
Das war am Samstag. Am Sonntag und Montag kam weiterer Regen hinzu. Nach drei Tagen Regen (den ersten Regentag haben wir nicht mitbekommen) fragten wir uns, ob es jemals wieder aufhören würde.
Landkreis Landsberg, westlicher Ammersee bei Dießen
Auf der westlichen Seite des Ammersees liegt der Landkreis Landsberg. Am südwestlichen Ufer liegt der alte Fischerort Dießen am Ammersee. Die Fahrt dorthin dauerte rund 20 Minuten. Es war Kaiserwetter, unglaublicher Sonnenschein und angenehme 20 Grad.
Hier war bereits am Wochenende gemeldet worden: „Uferpromenade Fussgängerunterführung der Eisenbahnbrücke ca. 20 cm im Wasser.“ (Q: Hochwassernachrichtendienst Bayern). Uns dies war auch noch am Dienstag der Fall, sodass bei Ortsunkundigen Verwirrung herrschte wie man vom Untermüllerplatz zum See kommt. Ein Weg fand sich über die Gleise am Bahnhof (Strecke Weilheim – Augsburg).
In der in Dießen ansässigen Zeitung „Ammersee Kurier“ konnte ich über die Niederschlagsmengen des Unwetterwochenendes lesen:
„Von Fronleichnam [30. Mai] bis Montagmittag [3. Juni] fielen westlich des Ammersees laut den Aufzeichnungen der Wetterstation Hübschenried [Ortsteil von Dießen] insgesamt 138 Liter Regen pro Quadratmeter. Am meisten regnete es am Samstag, als 66 Liter Niederschlag gemessen wurden.“ (Q: Ammersee Kurier, Dienstag, 4. Juni 2024)
Trotzdem kam es nicht zu größeren Schäden, was man auch auf den Windachspeicher zurückführte. Der Kurier berichtete:
„… auch der Windachspeicher ist noch aufnahmefähig. Am Montagmorgen lag der Speicherspiegel bei 629,77 Metern über dem Meer, das sind 4,77 Meter über dem Normal-Stauziel, aber noch 1,63 Meter unter dem Hochwasserstauziel. Damit waren gut 75 Prozent des Stauraums beansprucht.“ (Q: Ammersee Kurier, Dienstag, 4. Juni 2024)
Der Windachspeicher wurde zum Hochwasserschutz in den Jahren 1961–1964 errichtet. Er schütz die Gemeinden am Westufer vor Hochwasser, indem die Bäche Windach, Beurerbach und Schlöglbach gestaut werden.
Der Anleger für die Dampfer am Ammersee stand am Dienstag leicht unter Wasser. Am Vortag soll er noch wasserfrei gewesen sein. D.h., der Wasserspiegel steigt noch weiter. Den Grund konnte im im Kurier lesen:
„Der Ammersee-Spiegel werde weiter steigen … denn in der Ammer baue sich in Oberammergau eine zweite Welle auf, ebenso in Weilheim und Peißenberg. >Das fließt dann in den Ammersee rein und dementsprechend wird er weiter ansteigen.<„ (Q: Ammersee Kurier, Dienstag, 4. Juni 2024)
In der Zeitung wurde auch über weitere Hochwasser-Rückhalteseen in der Regien berichtet, so über den in der Längenmoosgraben-Schlucht und den bei Igling.
„In Eching habe die neue Hochwasser-Rückhaltung in der Längenmoosgraben-Schlucht ihre >Feuertaufe bestanden< … Bis zu einer Höhe von 4,50 Meter habe sich das Wasser an dem 7,50 Meter hohen Damm angestaut.“ (Q: Ammersee Kurier, Dienstag, 4. Juni 2024)
„Das Iglinger Rückhaltebecken sei am späten Sonntagnachmittag zu 80 Prozent voll gewesen … danach wurde das Wasser langsam abgelassen, damit mehr Platz für den nächsten angekündigten Regen am Nachmittag vorhanden sei.“ (Q: Ammersee Kurier, Dienstag, 4. Juni 2024)
Das Iglinger Rückhaltebecken soll nun die Ortschaften Schwabmünchen und Langerringen vor Hochwasser schützen. In das Becken passen 850.000 Kubikmeter Wasser. [siehe auch (1)]
Im Biergarten besuchte uns ein Haussperrling. Er flog erwartungsvoll auf den Tisch und holte sich einen Essensrest.
Auf der Prinzenhöhe sah ich Feuerwanzen in verschiedenen Altersklassen. Fast könnte man es als Familienleben bezeichnen.
Starnberg, Buchheim Museum bei Bernried und Schloss Seefeld
Das Buchheim-Museum bei Bernried ist sowohl etwas für Kunstfreunde als auch für Fans von Lothar-Günther Buchheims Buch „Das Boot“. Der Autor war auch Kunstsammler. Hier im Museum sieht man beides: die Kunst die er gesammelt hat und auch Objekte zu seinem weltbekannten Buch.
Wanderung nach Kloster Andechs
Von München ist es einfach nach Andechs zu kommen, fährt doch eine S-Bahn direkt bis ins Zentrum von Herrsching. Schon am S-Bahnhof wird auf die „Wanderung auf den Heiligen Berg durch das Kiental“ aufmerksam gemacht.
Zur Kirche St. Martin in Herrsching geht es steil nach oben, entweder über eine lange Treppe oder etwas einfacher über die Prinzenhöhe.
Auf dem Hinweg gingen wir nicht durch Kienbachtal, sondern einen Weg parallel dazu, mit einigen schönen Blicken auf den Ammersee.
Größtenteils ging es über Wege durch den Laubwald. Nur oben fast bei Andechs ging es über eine größere Wiese. Auf dieser Wiese bei Andechs sah ich Goldstaub-Laufkäfer, die in den Alpen und im Alpenvorland vorkommen.
Von dort ging es hinab ins Kiental und dann wieder hoch zum Kloster.
Zurück gingen wir dann durchs Kiental. Erst hielten wir uns oben, dann stiegen wir über eine lange Treppe hinab ins Tal und konnten dann bis Herrsching entlang des Bachs laufen.
Während der Reise hatte ich mit dem Lesen von Romanen begonnen die im Fünfseenland spielen. Oliver Pötzschs „Der Hexer und die Henkerstochter“ spielt im Juni 1666 im und um das Kloster Andechs (es gibt Abstecher in den Kerker von Weilheim). Die Protagonisten laufen auch einige Male durchs Kienbachtal, so dass ich nach der Wanderung von Herrsching nach Andechs die Handlungsorte klar vor Augen hatte, auch wenn sich natürlich in den letzten 358 Jahren einiges verändert hat. Aber der Autor Oliver Pötzsch konnte ja auch den Ort nur in der Jetztzeit besuchen (was er im seinem Nachwort beschreibt) und recherchieren.
Guido Buettgens Krimi „Champagnergrab“ spielt ebenfalls in Andechs, aber auch in Starnberg.