Rasenmäher-Geburtstage 2006

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Rasenmäher-Geburtstage 2006

Die Firmen John Deere und Jacobsen feiern 2006 Geburtstage. Vor 50 Jahren bildete sich John Deere Europe und John Deere Deutschland mit der Übernahme der Heinrich Lanz AG. Und Jacobsen feierte dieses Jahr seinen 85. Geburtstag. Zudem wurde 1956 der erste Sichelrasenmäher von der deutschen Firma Solo vorgestellt. Grund genug einen Blick auf die Geschichte des Rasenmähers zu werfen.

Die beiden üblichen Rasenmähertypen hat jeder von uns schon gesehen, wenn nicht sogar selbst geschoben. Sichelmäher und Spindelmäher. Die meisten Motorrasenmäher benutzen zum Schneiden ein Sichelmähwerk, mit einem scharfen Metallmesser, welches durch Drehung die Grashalme wie eine Sichel abschneidet. Für kleine Rasenflächen kann auch der mit Muskelkraft geschobene Spindelmäher benutzt werden. Dieser hat auf ein Spindel oder Walze mehrere Messer, die gegen ein Gegenmesser rotieren. Dadurch wird wie mit einer Schere geschnitten. Dies hat gegenüber dem Sichelmäher die Vorteile, dass der Schnitt genauer ist, das Gras höher sein kann und tiefer geschnitten werden kann. Beim Sichelmäher werden hingegen die Grashalme nicht geschnitten, sondern abgeschlagen. Wenn das Messer nicht mehr scharf ist oder Beschädigungen aufweißt, haben die Grashalme nach dem „Schnitt“ deutliche Fransen, dies sind Verletzungen. Trotz der Vorteile des Spindelmähers wird dieser Typ hierzulande nur bei Handmähern eingesetzt, da Anschaffung und Unterhalt bei Motormähern zu teuer würden.

Rasenmähermesser: oben Sichelmäher, unten Spindelmäher. Grafik: G. Sahler, 2006.

Auf dem Golfplatz ist dies anders, dort werden für Fairways und Greens Spindelmäher von Firmen wie John Deere, Ransomes oder Jacobsen eingesetzt. Der Fairwaymäher Commander 3520 von Ransomes verfügt über vier Schneideeinheiten mit 6 – 11 Messern. Geschnitten wird mit diesen vier Schneideeinheiten eine Breite von 3,5 Metern. Jacobsen hat den Fairway 405 im Programm, die auf eine Schnittbreite von 4 Metern kommt. Für das Schneiden der Greens gibt es Handmäher mit einer Schneideeinheit oder Mäher mit mehreren Schneideeinheiten und Schnittbreiten um die 1,5 Meter. Für den Schnitt des Semirough, Greenumfelds und für den schnellen Schnitt von großen Flächen bieten die Hersteller aber auch Sichelmäher an.

Fairwaymäher Commander 3520 von Ransomes. Grafik: G. Sahler, 2006.

Die Technik des Spindelmähers wurde 1830 vom Engländer Edwin Beard Budding (1795 – 1846)erfunden. Budding arbeitete mit John Ferrabee, dem Besitzer von Phoenix Iron Works zusammen und gab eine Lizenz 1832 an Ransomes in Ipswich (England). Robert Ransome hatte die Firma 1789 gegründet, baute zu Beginn des 19. Jahrhunderts Pflüge, die er bis nach Südafrika und Kanada exportierte. Die Lizenz von Budding ermöglichte Ransomes die Weiterentwicklung der Spindelmähertechnik. Andere Mäherhersteller jener Zeit waren James Shanks, Thomas Green, Follows and Bates oder Lloyd, Lawrence & Co.

Die amerikanische Firma John Deere wurde zwar bereits 1837 gegründet, beschäftigte sich aber erst ab 1918 mit der Übernahme der Waterloo Gasoline Engine Company mit dem Traktorenbau. Mit der Übernahme des deutschen Landmaschinenherstellers Heinrich Lanz im Jahre 1956 wird John Deere ein internationales Unternehmen. Lanz war kein unbedeutender Landmaschinenhersteller, so hatte die Firma im Jahr der Übernahme den 200.000sten Bulldog ausgeliefert. Die traditionellen Farben von Lanz waren Blau und Rot. Später wurden dann alle Produkte in den John Deere Farben Grün und Gelb lackiert. Wer bei der Fahrt übers Land einen grün-gelben Traktor sieht, wird häufig auch das John Deere-Firmenlogo mit dem springenden Hirsch entdecken. Das traditionelle Einsatzgebiet der Deere-Maschinen war die Landwirtschaft. Es dauerte noch bis 1986/87 bis die grün-gelben John Deere-Maschinen auch auf Golfplätzen zum Einsatz kamen. Deere & Company beschäftigt heute in 11 Werken rund 38.000 Mitarbeiter. In Deutschland gibt es Werke in Mannheim (ehm. Lanz AG, zweitgrößte Deere-Produktionsstätte, größte Deere-Produktionsstätte außerhalb der USA, mit 2700 Mitarbeitern), Zweibrücken (bis 1916 Wery, bis 1956 Lanz AG, rund 900 Mitarbeiter) und Bruchsal (neue Deere-Produktionsstätte seit den 1970er Jahren, rund 700 Mitarbeiter). Des Weiteren gehören heute zu John Deere die Maschinenfabrik Kemper in Stadtlohn und die SABO Maschinenfabrik in Gummersbach. Im Golfbereich werden neben Mähern auch Fahrzeuge zum Rechen der Sandbunker, Aerifizierer, Transport- und Planzenschutzsprühfahrzeuge hergestellt.

Fotomontage: John Deere Greenmäher 2500.

John Deere ist im Golfsport nicht nur mit seinen Geräten präsent. Die Firma ist Sponsor der PGA Tour, zudem finden im Juli kurz vor den British Open die zur PGA Tour gehörenden John Deere Classics auf dem Deere Run in Silvis bei Moline (Illiois/USA) statt. Das Turnier wurde von 1971 bis 1974 auf dem benachbarten Platz des Crow Valley Country Club in Daverport, Iowa ausgetragen. Das Deere Hauptquatier liegt auf der anderen Seite des Mississippi in Moline, Illiois. Bis 1999 wechselte das Turnier dann zum südlich von Moline gelegenen Oakwood Country Club in Coal Valley, Illinois. Ab 2000 wird auf dem Deere Run gespielt. Aufmerksamkeit erregte das Turnier 2006, weil die 16jährige Michelle Wie versuchte bei einem PGA-Herrenturnier, als erste Frau nach 1945 den Cut zu überstehen.

Ransomes aus Ipswich überlebte als einziger Rasenmäherpionier. 1998 wurde Ransomes von der amerikanischen Firma Textron übernommen, lebte zunächst in der Textron Turf Care & Specialty Products group weiter und wurde 2001 in Ransomes Jacobsen Ltd umbenannt. Namensänderungen sind in der Geschichte von Ransomes nichts besonderes, früher firmierte das Unternehmen unter dem Namen Ransomes, Simms & Jefferies, Orwell Works in Ipswich. Ransomes und Jacobsen haben heute weiterhin ihre eigene Produktpalette. Die Jacobsen Fahrzeuge sind orange lackiert, die von Ransomes in der Farbe Grün.

Die Geschichte von Jacobsen begann 1921 als Knud und Oscar Jacobsen die Firma in Racine (Wisconsin/USA) gründeten, um Rasenmäher zu bauen. Ab 1968 baute Jacobsen den bekannten Fairway-Mäher „The Green King“. 2004 stellte Jacobsen MagKnife vor. Dabei handelt es sich um eine neue Technik der Untermesserbefestigung an den Schneideeinheiten bei Grün- und Fairway-Mähern. Normalerweise werden die Untermesser mit Schrauben befestigt, Jacobsen verwendet nun starke Magnete, so dass der Austausch der Messer viel schneller geht. Bei einer herkömmlichen Befestigung dauert der Wechsel inklusive schleifen des Messer rund eineinhalb Stunden, laut Jacobsen ist der Wechsel bei Verwendung von MagKnife auf 30 Minuten reduzierbar. Des Weiteren sollen die Messer durch abgebrochene Tees, Äste, abgebrochene Hardspikes oder Münzen nicht beschädigt werden, diese Gegenstände rutschen zwischen Schneidzylinder und Untermesser durch. In Deutschland wird Ransomes Jacobsen Ltd durch The Turf Care Company GmbH in Münster vertreten.

Während John Deere und Jacobsen für ihre Geburtstage spezielle Logos entwerfen ließen, scheint die Solo Kleinmotoren GmbH in Sindelfingen nicht den 50. Geburtstag ihrer Rasenmäher-Serienproduktion zu feiern. Warum auch? Immerhin wurde der „erste Solo-Rasenmäher mit horizontal rotierendem Messer“ bereits 1949 auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Firma war erst im Jahr zuvor von den Brüdern Hans und Heinz Emmerich gegründet worden. Kleinmotoren waren von Beginn an das Hauptprodukt. Ab den frühen 70er Jahren wurden die Solo-Mofas gebaut, deren Produktion erst 1998 eingestellt wurde. Heute umfasst die Produktpalette verschiedene Rasenmäher bzw. Rasentraktoren, Vertikutierer, Motorsensen, Motorsägen sowie Blas- und Sauggeräte.

Text: Günter Sahler

Quellen:

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