Diese Kontur ist als die Silhouette eines Pferdes erkennbar.
Der Schriftsteller und Semiotiker Umberto Eco hat sich einige Gedanken über die Kontur gemacht:
„Wenn ich auf einem Blatt Papier mit einer Feder die Silhouette eines Pferdes zeichne, indem ich diese Silhouette durch eine durchgezogene elementare Linie verwirkliche, wird jeder bereit sein, in meiner Zeichnung ein Pferd zu erkennen; und doch ist die einzige Eigenschaft, die das Pferd auf der Zeichnung hat (die durchgezogene schwarze Linie), die einzige Eigenschaft, die das wirkliche Pferd nicht hat. Meine Zeichnung besteht aus einem Zeichen, das den „Raum innerhalb = Pferd“ umgrenzt und vom „Raum außerhalb = Nicht Pferd“ trennt, während das Pferd diese Eigenschaft nicht besitzt …“
(Umberto Eco: Einführung in die Semiotik, 1994. Zit. in: Radtke/Pisani/Wolters: Handbuch Visuelle Mediengestaltung, 2004, S. 46)
Ein Objekt kann unendlich viele Konturen haben. Je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet oder wie sich das Objekt gerade bewegt. Der Fuchs ist aus verschiedenen Blickwinkeln gezeichnet worden.
„Unter Kontur verstehe ich die Begrenzung einer Form.“
(Edwards, B. „Das neue garantiert Zeichnen lernen“, 23. Aufl, 2005, S. 119)
Zeichenlehrerin Betty Edwards schrieb über die Kontur und über gemeinsame Begrenzungen:
„Ein Rand entsteht dort, wo zwei Dinge aneinander grenzen. […] Diese gemeinsame Grenze von zwei nebeneinander liegenden Formen kann mit einer einzigen Linie dargestellt werden: der so genannten Kontur- und Umrisslinie. […] Diese Vorstellung von der gemeinsamen Begrenzung ist ein fundamentales Element, ja vielleicht das wichtigste Prinzip der bildenden Kunst, da von ihr die innere Geschlossenheit eines Bildes, die Einheit der Komposition abhängt.“
(Edwards, B. „Das neue garantiert Zeichnen lernen“, 23. Aufl, 2005, S. 119)
Dies habe ich am obigen Pferd dargestellt, indem ich zur Silhouette eines Pferdes noch eine Wiese, ein paar Hügel im Hintergrund und den Himmel hinzugenommen habe.
Der Rand des Pferdes ist im Bild gleichzeitig der Rand der Wiese auf der das Pferd läuft. Im oberen Bildbereich ist der Rand des Pferdes aber auch Rand der Hügel, die irgendwann hinter der Wiese anfangen. Und das Pferd hat einen gemeinsamen Rand mit dem Himmel über den Hügeln. Der Himmel, die Hügel und die Wiese hören dort wo das Pferd beginnt, sie haben gemeinsame Ränder.
Nimmt man das Pferd als Hauptobjektes des Bildes, dann haben wir wir hier nach Eco „Raum innerhalb = Pferd“ und „Raum außerhalb = Nicht Pferd“ (also Wiese, Hügel, Himmel). Bei einer Zeichnung kann man diese Trennung bewußt betonen, z.B. indem das Pferd stärker koloriert wird.