Im Mittelpunkt des Buches stehen die sog. Biotopbäume. Solche Bäume sind für die Artenvielfalt unbezahlbar, denn in ihnen können sich zahlreiche Tiere ansiedeln und ernähren. Diese alten Bäume sind faul, hohl oder haben Verletzungen oder Brüche. Für uns Menschen haben diese Bäume wirtschaftlich daher nur noch Brennholzqualität, für Insekten oder Vögel ist der Biotopbaum ein wertvoller Lebenraum (schön aussehen, so denke ich, tun sie auch). Dies vermittelt der Revierförster Volker Binner seinen Lesern.
Interteilt ist das Buch in die drei Abschnitte:
- Biotopbaum – Ein unbekanntes Wesen
- Lebensraum – Den Bewohnern auf der Spur
- Mensch und Baum – Biotopbäume schützen und fördern
Einen Urwald gibt es in Deutschland nicht mehr. Aber ein Wald, so meint der Autor, mit Biotopbäumen könnte ein Fenster zum Urwald sein. Mit ihnen erreicht man Artenvielfalt und kann zeigen wie der Urwald bei uns ausgesehen hat. In so einem Wald werden die Bäume im Vergleich zu einem Wirtschaftswald wesentlich älter. Im Wirtschaftwäldern werden die Bäume nach 80 bis 140 Jahren geerntet. Ökologisch interessant und damit vorteilhaft für die Artenvielfalt werden die Bäume aber erst ab einem Alter von 140 Jahren, wenn sie in die „Altersphase“ kommen und dann später die „Zerfallsphase“ erreichen. Im Verlauf dieser Phasen werden sie mehr und mehr zu Biotopbäumen. Diese Art von alten Bäumen kann aber nicht nur im Wald stehen, sondern auch in Parks, auf Friedhöfen oder auf Streuobstwiesen.
Ökologisch bedeutsame Strukturen an einem Biotopbaum können Specht- oder Großhöhlen, Kronentotholz, Mulmhöhlen, Pilzkonsolen oder Epiphyenbewuchs (Aufsitzerpflanzen) sein. Am Baum können sich auch schon abgestorbene Teile befinden oder Teile die auf dem Weg des Absterbens sind. Diese werden nun von Insekten und Vögeln wie dem Schwarzspecht bearbeitet. Im Stammfuß trifft man Rossameisen, Schwarz- oder Buntspecht oder den Nachfalter Weidenbohrer. Am Stamm Hornissen, verschiedene Käfer und Fledermäuse. In der Baumkrone sind Vögel wie der Schwarzstorch, Rotmilane, Habicht oder Sperber anzutreffen. So werden diese Bäume also zu Hotsspots der Artenvielfalt. Wenn es in der Diskussion um eine andere („ökologische“) Waldbewirtschaftung geht, dann geht es auch um die Biotopbäume.
Volker Binners Buch kommt vollkommen unaufgeregt. Klagt weder mit erhobenem Zeigerfinger an noch will es Dinge geraderücken. Es vermittelt Wissen auf angenehme Art. Dazu gehören auch die zahlreichen Fotos im Buch, die nicht bloß eine Waldromantik zeigen, sondern den Text gut unterstützen.
Eigene Bilder: