Zeitschrift: Romerike Berge

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Romerike Berge – Zeitschrift für das Bergische Land, Heft 1/2017

Titelseite mit Fossilien von Seelilien. Romerike Berge – Zeitschrift für das Bergische Land, Heft 1/2017

Artikel: Weber Hans Martin: Zur Fauna der mitteldevonischen Mühlenberg Formation von Lindlar und Umgebung, S. 2 – 15

Direkt zu Beginn des Artikels werden einige interessante Fakten genannt, die ich bisher noch nirgendwo gelesen habe. Weber berichtet, dass der Name der Mühlenberg-Schichten (Mühlenberg-Sandstein, jetzt auch Mühlenberg Formation) auf den Geologen August Denckmann zurück geht, der im Jahr 1907 „diese Schichten am Mühlen-Berg bei Dahl, etwa 5 Kilometer südwestlich von Hohenlimburg im Sauerland beschrieb.“ (S. 2) Mit dieser Info habe ich im Internet geschaut (siehe unten *).

Direkt auf der ersten Seite des Artikels werden auch die für Lindlar typischen Seelilienabdrücke genannt, die Johann Friedrich Krüger 1823 in seinem Buch „Geschichte der Urwelt“ als „Schraubensteine“ bezeichnet und auch in diesem Zusammenhang Lindlar nennt (siehe hier unter ** meine kleine Internetrecherche).

Wirklich schade ist, dass auf Seite 6 die Bildunterschriften vertauscht wurden. Auf der rechten Abbildung sieht man Seelilien-Stielglieder, die Bildunterschrift lautet allerdings >“Fenestella“ sp. eines fächer- und trichterförmigen Moostierchens.< So eine Vertauschung passiert im Produktionsprozess flott. Nur leider führte dies dazu, dass zwei weitere Fotos mit Seelilienabdrücken (Titelbild und S. 14) mit >“Fenestella“ sp. eines fächer- und trichterförmigen Moostierchen.< falsch bezeichnet wurden. Obwohl „nahezu jeder Bewohner des Bergischen Landes“ (s. 6) diese „kleinen rundlichen Vertiefungen in der Grauwacke“ kennt und es dabei „um die Stielglieder von Seelilien“ handelt. Wer sie aber nicht namentlich kennt, wird sie nun für Moostierchen halten. Ich als Laie war auch verwirrt und hab gleich im Internet geschaut, was Moostierchen sind („moss animals“).

Eins meiner Fotos (also nicht aus der Publikation) von Seelilien-Stielgliedern, Fundort Lindlar-Hammen (Sülztal, Sünger Berge)

Im weiteren werden eine Auswahl der Lindlarer-Funde angesprochen:

  • Weichtiere (Mullusken) – Muscheln, Schnecken, Tintenfisch-Verwandte
  • Armfüßer (Brachiopoden) und Moostierchen (Bryozoen)
  • Stachelhäuter (Echinodermen) – Seelilien und Seeigel
  • Gliedertiere (Arthropoden) – Krebse und Verwandte
  • Fische – Panzerfische, Stachelhaie und Quastenflosser

Dies ist schon eine bemerkenswerte breite Fauna, die, wenn man sie sehen möchte, derzeit nur in verschiedenen Sammlungen sehen kann. Weber erwähnt hier die Sammlung von Siegfried Gobke, einem ehemaligen Steinhauer in Lindlar und langjähriger Vorsitzender der Steinhauergilde, und verschiedene Objekte der Sammlung des Ruhrmuseums in Essen, wo Dr. Hans Martin Weber als Kurator (wiss. Sammlungsverwaltung) tätig ist.

Eins meiner Fotos (also nicht aus der Publikation), Fundort ehm. Steinbruch bei Lindlar-Untersteinbach

* „Mühlenbergschichten (Mühlenberg unterhalb Dahl) , Grauwackensandsteine mit Grauschiefereinlagerungen“ (aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1909); „Die Brandenbergschichten nach dem Brandenberg in der Lenneschleife zwischen Hohenlimburg und Nachrodt , die Mühlenbergschichten nach dem Mühlenberg auf der rechten Volmeseite nördlich von Dahl“ (aus: „Abhandlungen des Reichsamts für Bodenforschung, 1942); „Die Untergliederung [Anm. GS: der Schichten wie Brandenberg-Schichten, Mühlenberg-Schichten, Hobräcker-Schichten, Untere Honsel-Schichten, zuvor wurde diese Schichten alle mit „Lenne-Schiefer“ bezeichnet] wurde erst durch DENCKMANN(1907) bei der Kartierung der Geologischen Karte im Gebiet des Blattes Hohenlimburg – vorwiegend nach lithologischen Gesichtspunkten – eingeführt.“ (Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, Heft 53, 2000, S. 12)

** „Außerdem liefert die Gegend bey Lindlar, im Bergischen Amte Steinbach, ebenfalls bisweilen Schraubensteine. Ich habe davon in zwey Müttern zwey Beispiele vor mir liegen.“ (Schröter, Johann Samuel: „Kenntniß und Geschichte der Steine und Versteinerungen“, 1778, S. 308); „Encrinites Epithonius [Anm. GS: siehe hierzu bei Spekrum: „Encriniten, Encrinus, Seelilie (Crinoiden) der Trias; Stielglieder werden Trochiten (Bonifatiuspfennige, Rädelsteine, Teufelsmünzen) genannt.“] Eine zahlreiche und lehrreiche Suite der sogenannten Schraubensteine von Rübeland und von der Schalke am Harz, von Lindlar im Bergischen, und aus dem Solmsischen, in Grauwacke ähnlichem Gestein … Gegenwärtig scheint es keinen Zweifel unterworfen, dass sie zur Familie der Encriniten gehören …“ (v. Schlotheim, E.F.: „Petrefactenkunde“ [Anm. GS: später wurde daraus, also aus der Petrefaktenkunde, die Paläontologie], 1820, S. 337)