Hallo!
Wir hatten Verwandtschaft in Odenthal-Klasmühle. Der Ohm (Onkel) wohnte in einem kleinen Fachwerkhaus mit seiner Nichte. Bei ihnen wohnte außerdem ein Spitz mit dem Namen Flöck. Nach der Wikipedia wohl ein Deutscher Spitz (siehe auch hier bei der FCI).
Der Ohm hat früher in seinem Haus als Samtweber gearbeitet und lief bis nach Remscheid, um sein Gewebtes abzuliefern. Die Nichte heiratete später einen Maurer aus der Eifel, mit dem sie im Haus vom Ohm wohnte.
Über Flöck kann nur wenig berichtet werden. Aber es gibt zwei Fotos mit ihm, wo er mit dem Ohm bzw. der Nichte vor dem Haus zu sehen ist.
Mein Vater kannte den Ohm noch. Er berichtete mir vom Ohm und dem Hund Flöck.
Wenn mein Vater als Kind den Ohm besuchte, knurrte der Hund erstmal meinen Vater an, wenn der das Zimmer betrat. Flöck kläffte wohl nicht, er knurrte nur. Der Ohm konnte schlecht sehen und fragte daher: „Wer ist da?“ „Der Jakob aus Schildgen“, antwortete mein Vater. Der Ohm beruhigte den Hund. Der Hund ließ zwar jeden rein, doch wollte man wieder raus gehen, dann stellte er sich knurrend in den Weg. Der Ohm musste dann dazwischen gehen. Flöck war also ein guter Wächter, was für seine Rasse typisch ist (vgl. hier).
Woher könnte der Name Flöck kommen? Im kölschen Wörterbuch steht flöck für >schnell< („Dä ess esu flöck we en bleie Mösch“. Wobei „Mösch“ ein Spatz/Sperling ist). Vielleicht steht es aber auch für Flöckchen, die genauso Weiß in der Farbe sind wie das weiße Fell des Spitz.
Der Ohm starb 1949. Ob Flöck da noch lebte weiß ich nicht.
Spitz pass auf!
Der treue Haus- und Hofhund Spitz ist heute nicht mehr so beliebt, er wird weniger gehalten und zählt daher seit 2003 sogar zu den gefährdeten Haustierrassen.
Mit anderen Dokumenten, die meistens nicht, speziell über das bestimmte Tier selber geschrieben wurde, kann in das Leben von Tieren näher beleuchtet werden. In dem Buch „Beiträge zur nähern Kenntniss der Wuthkrankheit oder Tollheit der Hunde“ (1829) von Obertierarzt Dr. Hertwig, Lehrer an der Köngl. Tierarzneischule in Berlin werden an mehreren Stellen Spitz-Hunde erwähnt. So wird von diesem Spitz-Bastard berichtet:
„Ein von mittlerer Größe sehr stark gebauter glatthaariger Spitz-Bastard männlichen Geschlechts, und gegen 4 Jahre alt, wurde am 4ten Januar 1825 von dem Zuckersiederei-Direktor Herrn Berger zur Königl. Thierarzneischule geschickt. Der Ueberbringer dieses Thieres erzählte als Vorbericht, daß er den Hund stets unter seiner Aufsicht gehalten, daß derselbe des Nachts zwar sehr aufmerksam und etwas böse, sonst aber folgsam, bei Tage immer sehr gutmüthig und niemals beißig gewesen sei. Mit anderen Hunden, habe sich derselbe seit langer Zeit nicht gebissen, und er sei überhaupt fast gar nicht mit fremden Hunden zusammen gekommen. Seit 48 Stunden bemerke man an diesem Hunde einige Unruhe, weniger Folgsamkeit als sonst, und große Beißlust; besonders sei er jetzt sehr hitzig auf andere Hunde und auf Katzen; der Hund habe sonst die ihm bekannten Katzen des Hauses ruhig gehen lassen, heute aber trotz menschlicher Dazwischenkunft eine von denselben förmlich zerrissen; auch habe er heute angefangen auch nach Menschen zu schnappen, jedoch noch niemanden wirklich gebissen, – und Futter habe er in den letzten 2 Tagen gar nicht angerührt, aber mehrmals gesoffen.“ (S. 68)
Der Hund wurde einige Tage beobachtet und starb dann. Hertwig untersuchte die Hydrophobie. Auf der ersten Seite des Buchs schrieb er:
„Es ist auffallend, daß man bei der großen Aufmerksamkeit, die man in den letzten Jahren der Hydrophobie* bei Menschen gewidmet hat, und bei der Menge Schriften, die über ihre Natur und Behandlung erschienen sind, dennoch die Quelle derselben, die Wuth der Hunde, fast ganz vernachläßigt hat.“ (S. 1)
* Hundswuth und Wasserscheu, siehe Tollwut (hier beim RKI, 1911 im Brockhaus-Lexikon, heute in der Wikipedia).
Dr. Hertwig ging es Hydrophobie beim Menschen, aber in erster Linie um die Tollwut bei Hunden. Im obigem Text beschreibt er mit den Worten des Ueberbringers, das veränderte Verhalten des Hundes. Wir lesen, wie er der Hund zuvor gelebt hat und was sich in seinem Verhalten in den letzten 48 Stunden geändert hat. Hier geht es nicht um irgendeinen Hund, sondern um den 4-jährigen Spitz des Zuckersiederei-Direktor Herrn Berger. Am 4. Januar 1825 kam er zur Beobachtung in die Königl. Thierarzneischule in Berlin. Der Bericht ist schon ziemlich konkret.
Tschüss, bis zum nächsten Mal.