Natur der Sünger Berge: Die Landschaft, Teil 6: Entstehung der Sünger Berge

Einleitung

Wir sehen die Erde als eine feste Oberfläche. In Wirklichkeit besteht sie aber aus großen Platten aus Stein, die nicht fest sind, sondern diese großen Landmassen verschieben sich gegeneinander. Alfred Wegener ging davon aus, dass wenn man die Landmassen die Nord- und Südamerika bilden, wie bei einem Puzzle an die Landmassen von Europa und Afrika schieb, genau zusammenpassen würden. Darüber hinaus bemerkte Wegner Ähnlichkeiten bei den Fossilfunden, obwohl die Landmassen nun weit auseinander lagen und ein Meer sie trennte, müssen sie einmal eine durchgehende Landmasse gewesen sein. (Cleeg, B.: Bücher, die die Welt veränderten, S. 188/198) Wegners Idee war auch, dass, wenn sich die Landmassen immer wieder verändern, sie immer wieder neue Konstellationen einnehmen. Durch den „Continental Drift“ hätte es beispielsweise am Ende des Zeitalters Paleozoic den großen Kontinent Pangea gegeben, der später auseinander gebrochen sei.

Alfred Wegners Plattentektonik „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ (1915)

Als Meteorologe hatte Alfred Wegener nach Beweisen gesucht, „wo in der Vergangenheit Eiszeiten, also Zeiträume, in denen wesentliche Bereiche der kontinentalen Kruste von Gletschern oder Eisschilden bedeckt waren, existierten“. Die letzten Eiszeiten hatten Teile Nordamerikas,  große Gebiete Europas und Russlands betroffen. Wegener wusste aber aus der Literatur, dass große Flächen mit Gletschersedimenten (Sedimenten oder Trümmer, die von Eisschilden transportiert wurden) bedeckt sind. Er erkannte, dass diese Gebiete nicht unbedingt in Regionen liegen, die von den letzten Eiszeiten betroffen waren. Sie stammten aus dem Paläozoikum und waren damit ein paar hundert Millionen Jahre alt. Er verzeichnete diese Lagerstätten in einer Karte und zeichnete auch die Gletscherstreifen ein, also die Kratzer in der Gesteinsoberfläche, die bei der Bewegung eines Gletschers über das Gestein entsteht. Mit diesen Daten stellte er fest, dass die paläozoische Eiszeit auch Teile Südamerikas, Südafrikas, Teile von Australien und Indien sowie Teile der Antarktis betroffen hatte. Nur in den Gebieten der Antarktis wäre aber eine Vergletscherung möglich gewesen. Des Weiteren erkannte er anhand der Gletscherstreifen, dass die Gletscher aus den Meeren gekommen waren. Was allerdings unmöglich war: „denn man kann keinen Gletscher aus dem Ozean wachsen lassen und sich dann auf das Land ausbreiten.  Gletscher bilden sich an Land und breiten sich in Richtung Meer aus.“

Er baute diese Erkenntnisse mit in sein Konzept des Kontinents Pangea ein. Seine Annahme war, dass die vergletscherten Gebiete Südamerikas, Südafrikas, Australien und Indiens mit der Antarktis verbunden waren und später von dieser abbrachen.

Alfred Wegener betrachtete nun die Erkenntnisse über die Klimazonen auf der Erde und übertrug dieses Wissen auf den Kontinent Pangea. Allgemein gilt, dass „Äquatorialgürtel tendenziell tropisch sind, [mit] Regenwäldern und viel Regen, viel Vegetation, sehr warme Ozeane.  Dass  es auf beiden Seiten der Äquatorialgürtel in subtropischen Regionen zu Wüsten neigt.  Und dann weiter nördlich und südlich, betreten Sie gemäßigte Regionen.“ So konnte Wegener feststellen, dass die genannten Teile Südamerikas, Südafrikas, Australien und Indiens wie die Antarktis vergletschert waren, wohingegen auf der Nordhalbkugel, nördlich des Äquators, nördlich der Tropen, Wüsten waren.

Quelle: Onlinekurs „Planet Earth … and You!“
University of Illinois at Urbana-Champaign / coursera.org
Dr. Stephen Marshak und Dr. Eileen Herrstrom

Alfred Wegeners Theorie wurde 1915 unter dem Titel „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ veröffentlicht. Es dauerte noch Jahrzehnte bis seine Theorie allgemein anerkannt wurde.

Vor Millionen von Jahren gab es also auf der Erde nicht die heutigen Kontinente. Durch den Kontinentaldrift bildeten sich immer wieder neue Landmassen, denen die heutige Wissenschaft Namen gibt, so wie wir es gerade beim Kontinent Pangea beschrieben, der sich durch Zusammenschluß des Old-Red-Kontinents und Gondwana bildete. Um dies zu verdeutlichen müssen die Phasen der geologischenZeitskala der Erdgeschichte beachtet werden (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Geologische_Zeitskala).

Da in der Wissenschaft nachträglich für diese ehemaligen Kontinente verschiedene Namen gegeben wurden, so wird mal von Laurussia, ein anderes von von Euramerika oder vom Old-Red-Kontinent gesprochen, und teilweise auch mit heutigen Namen von Kontinenten vermischt, so wird Gondwana auch mal für den Laien als Afrika bezeichnet, ist diese Sprache der Erdgeschichtler zunächst verwirrend. Klar ist mir geworden, dass ein Ort oder eine Region, beispielsweise das Bergische Land, in der der Erdurzeit in einer ganz anderen Form auf einem anderen Kontinent gewesen ist und möglicherweise ganz andere Regionen als Nachbar hatte. Des Weiteren ist durch Gebirgsbildungen bzw. Abtragungen dieser Gebirge zu großen Veränderungen gekommen. 

Die genaue Rekonstruktion der alten Kontinente stelle ich mir sehr schwer vor. Mit Hilfe des Paläomagnetismus konnten die früheren Positionen der Kontinente auf der Erde rekonstruiert und so Wegeners Theorie bewiesen werden. „Der remanente Magnetismus in Gesteinsmineralen erlaubt es, die lokale Richtung der erdmagnetischen Feldlinien zur Entstehungszeit des Gesteins zu rekonstruieren.“ (Ahnert, F.: Einführung in die Geomorphologie, 3. Aufl., 2003, S. 53)

Um die Lage des Bergischen Landes in der Erdgeschichte verfolgen zu können kann z.B. diese Webseite dinosaurpictures.org/ancient-earth#400 genutzt werden (z.B. Eingabe von „Lindlar“ und „400 million years ago“).

Erste Sichtung auf >Pannotia<

Vor 600 Millionen Jahren gab es den hypothetischen Superkontinent Pannotia. Laut der Webseite dinosaurpictures.org/ancient-earth#600 lag unsere Region im Westen von Pannotia. Die Karte zeigt eine Landschaft unter Eis. Pannotia bestand aus den Landmassen Gondwana, Laurentia, Siberia und Baltica. Später driften die Landmassen Laurentia, Siberia und Baltica ab. Vor 540 Millionen Jahren war das Bergische Land dann am Rand von Gondwana (dinosaurpictures.org/ancient-earth#540). Vor 500 Millionen Jahren lag die Region ein wenig im Inneren von Gondwana. Weit entfernt waren die Kontinente Laurentia, Siberia und Baltica.

Auf dem Kontinent >Avalonia<

Im Jahrbuch „Rheinisch-Bergischer-Kalender“ gibt es einige Artikel zur Erdgeschichte. Einige wurden von Hans Dieter Hilden, dem ehemaligen Direktor des Geologischen Dienstes NRW, verfasst. Als gebürtiger Bergisch Gladbacher und studierter Geologe und Paläontologe hatte er auch die Erdgeschichte des Bergischen Landes im Blick. In einem seiner Artikel im Rheinisch-Bergischen Kalender, las ich zum ersten Mal über den Kontinent Avalonia, auf dessen Land wir heute noch Leben. Über die Lage der Region vor über 480 Millionen Jahren schrieb Hilden:

„Damals lag das Bergische Land im Nordwesten der afrikanischen Kontinentalplatte, nahe des Südpols. Vor 480 Millionen Jahren spaltete sich dann aber ein Mikrokontinent namens Avalonia — benannt nach der Insel der Seligen — und mit ihm das Bergische Land“  von Afrika ab und begann eine Wanderung nach Norden. […] Vor 430 Millionen Jahren hat Avalonia im Norden an andere Landmassen angedockt — ein riesiger Nordkontinent (Old-Red-Kontinent) entsteht, der von Nordamerika bis Sibirien reicht. Zwischen 390 und 360 Millionen Jahren, im Devon-Zeitalter, lag die Südküste des Nordkontinents im Bergischen Land.“ (Hilden, H. D.: Bergische Erdgeschichte im Zeitraffer, In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 2004, S. 254/255)

Vor 470 Millionen Jahren war die Region auf dem Kontinent Avalonia, der sich dann von Gondwana (Hilden schrieb aus didaktischen Gründen Afrika) abgespalten hat und auf halben Weg vor dem Kontivent Baltica. Die beiden Kontinente näherten sich und vor 430 Millionen Jahren waren Avalonia und Baltica ein Kontinent (vgl. dinosaurpictures.org/ancient-earth#430). Vor 400 Millionen Jahren sind dann Avalonia/Baltica und Laurentia zum Old-Red-Kontinent (Laurussia) vereint (vgl. dinosaurpictures.org/ancient-earth#400).  Dadurch kam es zur Kaledonischen Gebirgsbildung (siehe Rumpfgebirge Britische Inseln, skandinavischen Grundgebirge, die Appalachen, Ostküste Grönlands, die Bäreninsel, die Orkney- und Shetlandinseln und West-Spitzbergen).  

Robert Yarham vergleicht die Entstehung eines Faltengebirges mit der Faltung eines Tischtuches, welches auf einer Tischplatte zusammengeschoben wird. Da gibt es Aufwölbungen und Vertiefungen, die wie Berge und Täler sind. „Allerdings mit dem Unterschied, das das spröde Gestein von Querverwerfungen zerstückelt wird. Für diese Entstehungsweise sind die Appalachen ein Lehrbuchbeispiel …“ (Yarham, S. 47)

Später kollidierte der Old-Red-Kontinent mit Gondwana und so entstand der Kontinent Pangaea. Dies führte zur für Bergische Land bedeutenden Varistische Gebirgsbildung. Auf Pangaea gab es ein langes Kettengebirge: Dies erstreckte sich quer durch den damaligen Pangaea.

Heute spricht man von Ost-Avalonia und West-Avalonia. Aus Ost-Avalonia wurde der Untergrund des heutigen Mitteleuropas nördlich des variskischen Gebirges. Im Süden Deutschlands sind Teile des Kontinents Armorica, der sich nach Avalonia ebenfalls von Gondwana gelöst hatte. Lange trennte der Rhenohercynischer Ozean (ein Meeresbecken) Avalonia und Armorica von einander (siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Avalonia).

Während der Untergrund Ost-Avalonias heute von Polen bis Irland reicht, befindet sich West-Avalonia heute weitentfernt in Nordamerika, bei Neufundland, über Maine bis nach Connecticut. 

Nordrhein-Westfalen vor 400 Millionen Jahren (Devon) auf dem Kontinent Laurussia (Red-Old-Kontinent). Nach Geologischer Dienst NRW.

Aber wo ist Avalonia heute? Und wo ist die Grenze zu Armorica? Grob gesagt zwischen Nord- und Süddeutschland. Hunsrück und Taunus gehören noch zu Avalonia Die Städte Frankenthal und Mannheim, heute 13 Kilometer entfernt, lagen vor 470 Millionen Jahren auf zwei verschiedenen Kontinenten. Während Fulda noch auf Avalonia  lag, war der nur 10 Kilometer entfernte Ort Eichenzell auf Armorica (vgl. dinosaurpictures.org/ancient-earth#470). Die Grenze verläuft also cirka vom Hunsrück in ost-nördlicher Richtung. Der Untergrund der  Sünger Berge lag demnach mitten auf Avalonia.   

Auf die Varistische Gebirgsbildung werde ich später noch näher eingehen. Bleiben wir zunächst aber noch in der Zeit vor der Kollision und betrachten die flache Meereswelt unseres Untergrunds.

Devonische Meereswelt

Red-Old-Kontinent

An verschiedenen Stellen in den Sünger Bergen sieht man, dass dicht unter der Erde massiver Felsen ist. Sei es an ehemaligen Steinbrüchen, am Rand von angelegten Forstwegen oder an den Wurzeln an  umgestürzten Bäumen. Dies sind Aufschlüsse, die einen Anschnitt des geologischen Untergrunds zeigen. Solche Aufschlüsse können ganz natürlich entstehen, z.B. sieht man sie an Steilküsten oder durch Eingriffe in die Natur beim Straßenbau oder in Steinbrüchen und Baugruben. Die Steine, die wir hier haben, stammen von einem alten Meeresboden, wie uns die gefundenen Fossilien verraten.  Bei den in Gesteinsschichten archivierte Pflanzen- und Tierfossilien handelt es sich um von Sedimenten überdeckte verstorbene Pflanzen oder Tiere. Die Sedimente wurden über Flüsse in das große Flussdelta des Oldred-Kontinents verfrachtet und dort auf den Boden des Flachmeeres abgelagert. Über eine sehr lange Zeit wurde stetig vom Oldred durch Erosion abgetragene Sediment abgetragen, sodass sich eine riesige Schicht dieser Ablagerungen mit den eingeschlossenen Pflanzen- und Tierresten bildete.

 Der Oldred-Kontinent wird von den Wissenschaftlern auch Euramerika, Euroamerika oder Laurussia genannt. Ich finde Oldred aber ganz nett, da bei dem Begriff auf Vergleiche mit bestehenden Kontinenten verzichtet wird.

Zunächst sollten wir die Anordnung der heutigen Kontinente vergessen und uns einen Kontinent im Norden vorstellen, der aufgrund der Farbe seiner Steine Oldred – also der alte Rote – genannt wurde. Dieser Oldred-Kontinent war aus einem Gebirge hervorgegangen, welches hoch im Norden lag und durch Erosion, also durch den Einfluss von Wasser, und durch Wind – Witterung abgetragen wurde. Die ehemaligen Berge lagen nun also als Sand, Schutt bzw. mehr und mehr als neugebildetes Gestein zusammen mit den verstorbenen Pflanzen- und Tieren auf dem Grund eines Flachmeeres vor dem Oldred.

Ein Prozess, der weiterhin auf der Erde stattfindet: Steinkörnchen, die bei uns in den Bächen wegtransportiert werden, landen irgendwann im Meer und sinken dort auf den Meeresgrund ab und umschließen die sterblichen Reste eines Lebewesens. Als Fossil kommt dieses Lebewesen möglichweise irgendwann wieder zum Vorschein. Während im Meeresboden immer mehr Sedimente abgelagert wurden und die verschiedensten Lebewesen unter sich begruben, ging im Wasser darüber das Leben weiter …

 Literatur- und Quellenverzeichnis (Meerwelt gestern und heute)

Jens Boenigk, Sabina Wodniok „Biodiversität und Erdgeschichte“ (2014)

Bohatý, Jan: Camerate crinoids from the Givetian (Middle Devonian) of the Bergisch Gladbach-Paffrath Syncline (Bergisches Land, Rhenish Slate Massif, westernmost Germany) December 2006 Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie – Abhandlungen 242(2/3):243-260 (CamerateBergisches.pdf)

Bohatý, Jan:  Palaeodiversity, palaeobiology and palaeoecology of Middle Devonian crinoids from the Eifel type region  Dissertation, 2009 (Bohaty2009.pdf)

Bainbridge, David: Tiere ordnen – Eine illustrierte Geschichte der Zoologie. 2021  

Brunner, Bernd: Wie das Meer nach Hause kam – Die Erfindung des Aquariums, 2011

Conti, Laura/Ruggieri, Guido: Die Geheimnisse der Urzeit: Das Leben im Meer. 1977

Cousteau, Jacques-Yves/Diolé, Philippe: Geheimnisse und Rätsel des Meeres. 1979

Cutler, Alan: Die Muschel auf dem Berg – Über Nicolaus Steno und die Anfänge der Geologie. 2003

Emrich, Gabriele u.a. „Lindlarer Sandstein – aus dem Meer entstanden“. In: Emrich, Gabriele (Hrsg.): 900 Jahre Lindlar, 2009, S. 26 – 29

Fortey, Richard: Trilobiten – Fossilien erzählen die Geschichte der Erde. 2004

Fraas, Oscar: Vor der Sündfluth! – eine Geschichte der Urwelt. 1866

Fricke, Hans W.: Korallenmeer – Verhaltensforschung am tropischen Riff. 1975

Höflinger, Jürgen/Jung, Nils: Die Rhynchonelliden des deutschen Devons (2020)

Kempf, Peter: Eine devonzeitliche Moostierchen-Kolonie in Kreuzberg. In: Rheinisch-Bergischer Kalender 1994, S. 143 – 145.

Pott, Richard: Die Nordsee – Eine Natur- und Kulturgeschichte, 2003 

Schmidt,Ute: Eine Reise auf dem Urmeer. In: Mare. Nr. 61/2007, S. 108 – 122

Schmitz, Karl: Erdgeschichte im Oberbergischen, 1974

Steiner, Gerolf: Vierhundertfünfzig Millionen Jahre Fische (Schluß). In: Österreichs Fischerei, 4/1961 (Oesterreichs-Fischerei_14_0008-0015.pdf)

WEBER, H.M. & HARTKOPF-FRÖDER, C. (2011): Paläontologische Neuigkeiten aus einer Baugrube in der Paffrather Mulde. – Archäologie im Rheinland, 2010: 36-37 (WeberHartkopf-F_2011_AiR_Baugrube.pdf)

Weber, Hans Martin/Giesen, Peter: Mitteldevonische Pflanzenfossilien aus Lindlar – die Sammlung Rochow. In: Archäologie im Rheinland, 2011. S. 36-38. (WeberGiesen_2012_AiR_2011_Slg-Rochow.pdf)

Weber, Hans Martin/Giesen, Peter: Fische aus der Bergischen Grauwacke – Neue Funde aus dem Mitteldevon von Lindlar. In: Archäologie im Rheinland. 2012. S. 47 – 48. 

WEBER, Hans Martin (2014): Mitteldevonische Giganten – Panzerfische aus dem Steinbruch Pack in Linde. – Archäologie im Rheinland, 2013: 51-53 (Weber_2014_AiR_Linde-Placos.pdf)

Weber, Hans Martin: Zur Fauna der mitteldevonischen Mühlenberg Formation von Lindlar und Umgebung. In: Romerike Berge – Zeitschrift für das Bergische Land, Heft 1/2017, S. 2 – 15

Weinberg, Samantha: Der Quastenflosser – Die abenteuerliche Geschichte der Entdeckung eines lebenden Fossils. 1999

Westheide, Wilfried / Rieger, Reinhard (Hrsg.): Spezielle Zoologie – Teil 2: Wirbel- und Schädeltiere. 2004

Internet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Devon_(Geologie) https://en.wikipedia.org/wiki/Devonian https://en.wikipedia.org/wiki/The_Great_Devonian_Controversy https://de.wikipedia.org/wiki/Eifelium

https://de.wikipedia.org/wiki/Roderick_Murchison https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Sedgwick

https://en.wikipedia.org/wiki/Old_Red_Sandstone https://de.wikipedia.org/wiki/Old-Red-Sandstein

https://www.gd.nrw.de/pdf/geologie-bergisches-land-rsg2.pdf

Variszische Bergwelt

Grundlegend für die Plattentektonik sind die Bewegung der Kontinentalplatten bzw. Erdplatten. Die Geologen sprechen von Lithosphärenplatten, von denen es sieben große gibt. Kollidieren diese Platten, kommt es zu Gebirgsbildungen. Vorstellen kann man sich dies, wenn man sich vor Augen führt, wie ein größeres Blatt Papier gefaltet wird, wenn man es mit den Händen von zwei Seiten unter Druck setzt. Dabei wölbt sich das Papier, sodass Aufwölbungen, die Berge, und Vertiefungen, die Täler, entstehen. Bei den Gesteinen der Erde kommt es zusätzlich noch zu Verwerfungen und Zerstückelungen.

Q: Faltengebirge: „Die Faltung von Gesteinsschichten gleicht einen Tischtuch, das auf einer glatten Tischplatte zusammengeschoben wird: Das Tuch legt sich mit Aufwölbungen und Vertiefungen dazwischen in Falten. In der Natur entsprechen diese den Bergen und Tälern eines Faltengebirges, allerdings mit dem Unterschied, das das spröde Gestein von Querverwerfungen zerstückelt wird. Für diese Entstehungsweise sind die Appalachen ein Lehrbuchbeispiel …“ (Yarham, S. 47)

Ein sehr altes Gebirgsmassiv ist das Kaledonische Gebirge. Es entstand vor 400 Millionen als die Kontinente Baltica/Avalonia mit Laurentia kollidieren und der Old-Red-Kontinent (Laurussia ) entstand. Das Kaledonische Gebirge und reichte von Skandinavien, den Britischen Inseln sowie Grönland bis zu den Appalachen in Nordamerika. Das dem Kapitel namengebende variskischen Gebirge entstand im Erdzeitalter des im Karbon vor 300 Millionen Jahren und reichte Spanien über Frankreich/Zentralfrankreich bis nach Südengland sowie östlich nach Polen und Südosteuropa. Auch die deutschen Mittelgebirge Rheinisches Schiefergebirge, Harz, Schwarzwald, Rhön, Fichtelgebirge und Thüringer Wald gehören dazu.

„Eines der ältesten Gesteinsmassive ist das Kaledonische Gebirge. Es faltete sich vor 400 Millionen Jahren, als Europa und Nordamerika noch ein Kontinent waren. Das Massiv zog sich von Skandinavien über die Britischen Inseln und Grönland bis zu den heutigen Appalachen Nordamerikas. Die Erosion hat diese Faltungen komplett glatt geschliffen. Vom so genannten variskischen Gebirge ist dagegen noch allerhand übrig. Es entstand im Karbon vor 300 bis 33 Millionen Jahren und reichte von Spanien über Frankreich, Zentralfrankreich bis nach Südengland, Polen und Südosteuropa. Reste davon sind zum Beispiel die deutschen Mittelgebirge Schwarzwald, Rhön, Fichtelgebirge und Thüringer Wald.

Noch ein Gebirge ist so alt wie das variskische, besitzt aber heute noch stolze Berge mit bis zu 7.500 Meter hohen Gipfeln: der Tienshan zwischen Kasachstan, Kirgistan und dem östlichen China.“ (Q: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/planet-erde/unruhige-erde-1-thema-100.html)

Pangaea

Wie wir bereits gesehen haben, lag das Bergische Land in einem flachen Küstengebiet. Dies änderte sich als vor etwa 325 Millionen Jahren ein weiterer großer Kontinent, genannt Gondwana, von Süden auf dieses Gebiet drückte. Dabei wurden über einen langen Zeitraum (20 Ma = Jahrmillion), die Felsen, die hier noch heute die Landschaft bilden, zusammengeschoben und gezwungenermaßen nach oben weg gedrückt, sodass sich ein Gebirge bildete. (Quelle: Peter Giesen, Geologe und Paläobotaniker. In wz.de/nrw/wuppertal/peter-giesen-wuppertal-lag-am-aequator_aid-28308743)

Bei der Kollision der Erdplatten des Old Red und von Gondwana wurden kilometerdicke Ablagerungen auf dem Meeresboden  angehoben sowie gefaltet, gegeneinander geschoben, zerbrochen und geschert.  (Q: (Hilden, H. D.: Bergische Erdgeschichte im Zeitraffer, In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 2004, S. 256) Der Rheinische Trog wurde auf bis zu 60 Prozent seiner ehemaligen Breite zusammengeschoben. Diese sehr langsam verlaufende Kollision des Oldred-Kontinent mit Gondwana führte neben dieser Gebirgsbildung im Zeitalter Perm zur Bildung des neuen Kontinents Pangaea. (Q: (v. Koenigswald/Simon (Hg.): GeoRallye – Spurensuche zur Erdgeschichte, 2007, S. 80) Pangaea wurde von einer großen Gebirgsnaht, den Varisziden, zusammen gehalten. (Q: (Goßmann, R./Jungheim, H. J.: Landpflanzen im Verlauf der Erdgeschichte, Teil 7: Das Perm. In: Fossilien, 5/2009, S. 308)

Den Namen Varisziden bekam das Gebirge 1888 von Eduard Suess (1831 – 1914), einem österreichischer Geologen, der den germanischen Stamm der Varisker als Namensgrundlage nahm. In anderen Teilen der Welt wird auch von derhercynian Gebirgsbildung gesprochen. Man trifft dort auf die beiden Bezeichnungen Variscan oder Hercynian orogeny (= Gebirgsbildung).

Das Bergische Land lag auf der Nordseite dieses Hochgebirges , welches sich quer über den Kontinent zog. (Q: dinosaurpictures.org/ancient-earth#300). Ein mächtiges Gebirge hatte sich aufgetürmt, welches aber nie alpine Höhen erreichte. (Q: (v. Koenigswald/Simon (Hg.): GeoRallye – Spurensuche zur Erdgeschichte, 2007,S. 81) Der Gebirgszug war 600 Kilometer lang und durchschnittlich 5 Kilometer hoch. (Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Variszische_Orogenese) Heute kann man dieses Gebirge aufgeschlossen in Europa beispielsweise in den Ardennen, im Rheinischen Schiefergebirge – zu dem das Bergische Land gehört – und im Harz sehen. Aufgeschlossen meint hier, die Felsen, die direkt unter dem Boden liegen.

Erosion und Witterung trugen das ursprünglich hohe Gebirge zu einem Rumpfgebirge ab, sodass das Bergische Land nur noch aus den Rümpfen des Gebirges besteht. (dies sieht man hier dinosaurpictures.org/ancient-earth#260) Der Abtragungsschutt des Gebirges landete im Ruhrgebiet, im oberschlesischen Kohlerevier, im Aachener Revier, im Kohlebecken von Namur und im südenglischen Kohlegürtel. (Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Sedimentbecken)   Nachdem das Varistische Gebirge ist nun nahezu eingeebnet war, breitete sich hier eine Wüste aus (Q: Hilden, H. D.: Bergische Erdgeschichte im Zeitraffer, In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 2004, S. 256)

Vor 220 Millionen Jahren  zerbricht Pangaea langsam. Das Bergische Land liegt auf einer nach Westen zeigenden Halbinsel. Vor 200 Millionen Jahren ist das Gebiet wieder mit im Festland und vor 170 Millionen Jahren lassen sich langsam die heutigen Konturen von Europa erkennen (Q: dinosaurpictures.org/ancient-earth#220, dinosaurpictures.org/ancient-earth#170). 

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Alfred Wegners Plattentektonik „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ (1915)

Alfred Wegener war einer derjenigen denen aufgefallen war, dass die Küstenlinien verschiedenen, weit entfernter Kontinente zusammenpassten, sodass er die Annahme formulierte, dass diese Landmasse einmal zusammengehört haben mussten. Alfred Wegeners Theorie, die er 1915 in „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ veröffentlichte, besagte, „dass die scheinbar feste Oberfläche der Erde in Wahrheit aus großen Gesteinsplatten besteht, die sich gegeneinander verschieben. Ausgangspunkt für Wegeners große Idee war, dass verschiedene Landmassen, etwa Nord- und Südamerika, wenn man sie neben Afrika und Europa schob, zusammenzupassen schienen wie Puzzleteile. Wegener bemerkte auch Ähnlichkeiten in den Fossilfunden auf Kontinenten, die inzwischen durch Meere getrennt waren, als seien sie einmal eine durchgehende Landmasse gewesen.“ (Cleeg, B.: Bücher, die die Welt veränderten, S. 188/198) Es dauerte noch Jahrzehnte bis seine Theorie allgemein anerkannt wurde.

Vor Millionen von Jahren gab es auf der Erde nicht die heutigen Kontinente. Durch den Kontinentaldrift bildeten sich immer wieder neue Landmassen, denen die heutige Wissenschaft Namen gab. Etwa Gondwana im Süden oder später gab es einen Kontinent mit dem Namen Pangaea, der sich durch Zusammenschluß des Kontinents Laurussia (auch Euramerika oder Old-Red-Kontinent genannt) und Gondwana bildete. Um dies zu verdeutlichen müssen die Phasen der geologische Zeitskala der Erdgeschichte beachtet werden (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Geologische_Zeitskala). Da in der Wissenschaft nachträglich für diese ehemaligen Kontinente verschiedene Namen gegeben wurden, so wird mal von Laurussia, ein anderes mal von von Euramerika oder vom Old-Red-Kontinent gesprochen, und teilweise auch mit heutigen Namen von Kontinenten vermischt werden, so wird Gondwana auch mal für den Laien als Afrika bezeichnet, ist diese Sprache der Erdgeschichtler zunächst verwirrend. Klar ist mir geworden, dass ein Ort oder eine Region, beispielsweise das Bergische Land, in der der Erdurzeit auf einem ganz anderen Kontinet gewesen ist und möglicherweise ganz andere Regionen als Nachbar hatte. Des Weiteren kann es durch Gebirgsbildungen bzw. Abtragungen dieser Gebirge zu großen Veränderungen gekommen sein.

Die genaue Rekonstruktion der alten Kontinente stelle ich mir sehr schwer vor. Mit Hilfe des Paläomagnetismus konnten die früheren Positionen der Kontinente auf der Erde rekonstruiert und so Wegeners Theorie bewiesen werden. „Der remanente Magnetismus in Gesteinsmineralen erlaubt es, die lokale Richtung der erdmagnetischen Feldlinien zur Entstehungszeit des Gesteins zu rekonstruieren.“ (Ahnert, F.: Einführung in die Geomorphologie, 3. Aufl., 2003, S. 53) vgl. Don und Maureen Tarling „Continental Drift“.

Mit verschiedenen Quellen und den dort verwendeten Abbildungen habe ich geschaut, wo denn das Bergische Land im Laufe der Erdgeschichte gelegen hat.

Um die Lage des Bergischen Landes in der Erdgeschichte verfolgen zu können kann z.B. diese Webseite dinosaurpictures.org/ancient-earth#400 genutzt werden (z.B. Eingabe von „Lindlar“ und „400 million years ago“).

Erste Sichtung auf >Pannotia<

Vor 600 Millionen Jahren gab es den hypothetischen Superkontinent Pannotia. Laut der Webseite dinosaurpictures.org/ancient-earth#600 lag unsere Region im Westen von Pannotia. Die Karte zeigt eine Landschaft unter Eis. Pannotia bestand aus den Landmassen Gondwana, Laurentia, Siberia und Baltica. Später driften die Landmassen Laurentia, Siberia und Baltica ab. Vor 540 Millionen Jahren war das Bergische Land dann am Rand von Gondwana (dinosaurpictures.org/ancient-earth#540). Vor 500 Millionen Jahren lag die Region ein wenig im Inneren von Gondwana. Weit entfernt waren die Kontinente Laurentia, Siberia und Baltica.

Auf dem Kontinent >Avalonia<

Im Jahrbuch „Rheinisch-Bergischer-Kalender“ gibt es einige Artikel zur Erdgeschichte. Einige wurden von Hans Dieter Hilden, dem ehemaligen Direktor des Geologischen Dienstes NRW, verfasst. Als gebürtiger Bergisch Gladbacher und studierter Geologe und Paläontologe hatte er auch die Erdgeschichte des Bergischen Landes im Blick. Über die Lage der Region vor über 480 Millionen Jahren schrieb Hilden:

„Damals lag das Bergische Land im Nordwesten der afrikanischen Kontinentalplatte, nahe des Südpols. Vor 480 Millionen Jahren spaltete sich dann aber ein Mikrokontinent namens Avalonia — benannt nach der Insel der Seligen — und mit ihm das Bergische Land von Afrika ab und begann eine Wanderung nach Norden. […] Vor 430 Millionen Jahren hat Avalonia im Norden an andere Landmassen angedockt — ein riesiger Nordkontinent (Old-Red-Kontinent [Anm GS: = Laurussia]) entsteht, der von Nordamerika bis Sibirien reicht. Zwischen 390 und 360 Millionen Jahren, im Devon-Zeitalter, lag die Südküste des Nordkontinents im Bergischen Land.“ (Hilden, H. D.: Bergische Erdgeschichte im Zeitraffer, In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 2004, S. 254/255)

Hier dinosaurpictures.org/ancient-earth#470 vor 470 Millionen Jahren sieht man wie sich die Region auf dem Kontinent Avalonia befindet, der sich von Gondwana abgespalten hat und auf halben Weg vor Baltica liegt. Vor 430 Millionen Jahren waren Avalonia und Baltica schon zusammen (dinosaurpictures.org/ancient-earth#430). Vor 400 Millionen Jahren sind dann Avalonia/Baltica und Laurentia zu Laurussia vereint (dinosaurpictures.org/ancient-earth#400).

Nordrhein-Westfalen vor 450 Millionen Jahren (Ordovizium) auf dem Kontinent Avalonia. Nach Geologischer Dienst NRW.

Hier sind kurz ein paar Phasen skizziert die Avalonia durchlief:

  • Avalonia löst sich von Gondwana.
  • Avalonia kollidierte mit Baltica.
  • Baltica/Avalonia kollidieren mit Laurentia und es entstand der Kontinent Laurussia (Old-Red-Kontinent).
    Dadurch kam es zur Kaledonische Gebirgsbildung (Rumpfgebirge Britische Inseln, skandinavischen Grundgebirge, die Appalachen, Ostküste Grönlands, die Bäreninsel, die Orkney- und Shetlandinseln und West-Spitzbergen).
  • Laurussia kollidierte mit Gondwana und so entstand der Kontinent Pangaea.
    Dies führte zur für Bergische Land bedeutenden Varistische Gebirgsbildung. Auf Pangaea gab es ein langes Kettengebirge: Dies erstreckte sich quer durch den damaligen Pangaea und wird Herzynisches System genannt.

Ost-Avalonia wurde der Untergrund des heutigen Mitteleuropas nördlich des variskischen Gebirges. Im Süden Deutschlands sind Teile des Kontinents Armorica, der sich nach Avalonia ebenfalls von Gondwana gelöst hatte. Lange trennte der Rhenohercynischer Ozean (ein Meeresbecken) Avalonia und Armorica von einander.

Nordrhein-Westfalen vor 400 Millionen Jahren (Devon) auf dem Kontinent Laurussia (Red-Old-Kontinent). Nach Geologischer Dienst NRW.

In einem Artikel über die Lindlarer Grauwacke und die Lindlarer Fossilien zum ältesten Wald der Welt schrieb Sven von Loga:

„Der Bereich des heutigen Bergischen Landes befand sich im frühen Mitteldevon in einem ausgedehnten Übergangsbereich zwischen Flachmeer und Küstenbereich am Südrand des Old-Red-Kontinents [Laurussia]. Ein großes Flussdelta mündete in den variszischen Ozean [Paläotethys]. […] Vom im Norden gelegenen Old-Red Kontinent wurden riesige Sedimentmassen in einen südlich davon gelegenen Flachmeerbereich verfrachtet. Dieses Gebiet glich einem heutigen Wattenmeer.“ (v. Loga, S.: Die Lindlarer Grauwacke. In: Fossilien — Erdgeschichte erleben, 5/2020, S.32/33)

Das Variszische Gebirge

„Damals war das Bergische Land eben eine flache Küstenregion. Und als dann vor 300 Millionen Jahre ein anderer großer Kontinent, Gondwana, von Süden nach Norden auf das Bergische Land stieß, wurden die Gesteine hochgedrückt und zusammengeschoben, die noch heute die Landschaft hier prägen. Dabei wurden viele Pflanzen im Gestein konserviert und können hier heute gefunden werden.“ (Peter Giesen, Geologe und Paläobotaniker. In wz.de/nrw/wuppertal/peter-giesen-wuppertal-lag-am-aequator_aid-28308743)

Wie erwähnt kollidierten Laurussia mit Gondwana und es entstand der Kontinent Pangaea und zur Varistische Gebirgsbildung. Dies soll in diesem Abschnitt etwas näher betrachtet werden.

„An der Grenze Unter-/Oberkarbon begann vor etwa 325 Mill. Jahren eine neue Geschichte, die etwa 20 Ma währte. Damals wurde der Rheinische Trog auf etwa 50 – 60 % seiner ehemaligen Breite eingeengt. Das führte zur Faltung der vorher horizontal abgelagerten Schichten. Als Ursache gilt eine Kontinent/Kontinent-Kollision weiter im Süden. Der dortige Kontinent Gondwana näherte sich Laurussia, und beide wurden bis zum Perm zu dem Riesenkontinent Pangaea verschweißt.“ (v. Koenigswald/Simon (Hg.): GeoRallye – Spurensuche zur Erdgeschichte, 2007, S. 80)

Die Webseite dinosaurpictures.org/ancient-earth#300 zeigt das Bergische Land auf der Nordseite eines Gebirges, welches quer über den Kontinent zog.

Appalachen und Varisziden auf Pangäa (Unterkarbon, 356 MA) Nach: Walter 2013, S. 161, bzw. scotese.com
Nordrhein-Westfalen vor 310 Millionen Jahren (Karbon) auf dem Kontinent Pangäa. Nach Geologischer Dienst NRW.

„Bei der Kollision der Erdplatten werden die über 10 km dicken verfestigten Ablagerungen, die sich seit Jahrmillionen am Meeresboden gesammelt haben, über dem Meeresspiegel angehoben, gefaltet, zerschert, zerbrochen, gegeneinander verschoben und übereinander gestapelt. Vulkane brechen aus.“ (Hilden, H. D.: Bergische Erdgeschichte im Zeitraffer, In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 2004, S. 256)

Die Spuren solcher Faltungen etc. sieht man heute, wenn man die Gesteinschichten in Steinbrüchen oder an sonstigen Aufschlüssen betrachtet.

„Während der Faltung und im Anschluss daran hob sich der neu geschaffene Gebirgskörper über den Meeresspiegel. Doch hat dieses Gebirge wohl nie alpine Ausmaße erreicht.“ (v. Koenigswald/Simon (Hg.): GeoRallye – Spurensuche zur Erdgeschichte, 2007,S. 81)

„Einige zehn Millionen Jahre später, in der Perm-Zeit, ist das Varistische Gebirge fast wieder eingeebnet. Im Bergischen Land breitet sich eine Wüste aus …“ (Hilden, H. D.: Bergische Erdgeschichte im Zeitraffer, In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 2004, S. 256)

Erosion und Witterung haben das ursprünglich hohe Gebirge zu einem Rumpfgebirge abgetragen, sodass das Bergische Land nur noch aus den Rümpfen des Gebirges besteht. (dies sieht man hier dinosaurpictures.org/ancient-earth#260)

Nordrhein-Westfalen vor 260 Millionen Jahren (Perm) auf dem Kontinent Pangäa. Nach Geologischer Dienst NRW.

„Die Vereinigung von Laurussia und Gondwana mit den anderen selbständigen Kontinenten bildet im Perm eine riesige, zusammenhängende Landmasse: Pangaea […] zusammengehalten von einer großen Gebirgsnaht, den Varisziden.“ (Goßmann, R./Jungheim, H. J.: Landpflanzen im Verlauf der Erdgeschichte, Teil 7: Das Perm. In: Fossilien, 5/2009, S. 308)

Kontinent „Pangaea […] zusammengehalten von einer großen Gebirgsnaht, den Varisziden. (Skizze nach Abbildung 1 in Goßmann, R./Jungheim, H. J.: Landpflanzen im Verlauf der Erdgeschichte, Teil 7: Das Perm. In: Fossilien, 5/2009, S. 308.) Variszischen Gebirge: Auf Pangaea gab es ein langes Kettengebirge: Dies erstreckte sich quer durch den damaligen Pangaea und wird Herzynisches System genannt.
Nordrhein-Westfalen vor 220 Millionen Jahren (Trias) auf dem Kontinent Pangäa. Nach Geologischer Dienst NRW.

Dies dinosaurpictures.org/ancient-earth#220 vor 220 Millionen Jahren zeigt wie Pangäa langsam zerbricht. Das Bergische Land liegt auf einer nach Westen zeigenden Halbinsel. Vor 200 Millionen Jahren wieder mit im Festland und vor 170 Millionen Jahren kann man langsam die heutigen Konturen von Europa sehen (dinosaurpictures.org/ancient-earth#170).

Nordrhein-Westfalen vor 170 Millionen Jahren (Jura )vor dem Kontinent Laurasia. Nach Geologischer Dienst NRW.

„Im Mesozoikum und Tertiär wurde das variszische Strukturstockwerk Mittel- und Westeuropas durch Bruch- und Scherprozesse in ein im Einzelnen komplex gestaltetes Schollenmosaik zerlegt.“ (Walter, R.: Erdgeschichte, 2016, S. 31)

Mesozoikum = Trias, Jura, Kreide

Nordrhein-Westfalen vor 105 Millionen Jahren (Kreide) vor dem Kontinent Eurasien. Nach Geologischer Dienst NRW.

Die Webseite dinosaurpictures.org/ancient-earth#105 zeigt das Bergische Land sowie weite Teile Europas vor 105 Millionen Jahren unter Wasser.

Vor 200 Millionen Jahren: Im Land.
Vor 170 Millionen Jahren: Im Land, Norddeutschland an Land.
Vor 150 Millionen Jahren: Im Küstenbereich, Norddeutschland weniger unter Wasser.
Vor 120 Millionen Jahren: Im Küstenbereich, Norddeutschland unter Wasser.
Vor 105 Millionen Jahren: Im Wasser, Norddeutschland unter Wasser.
Vor 90 Millionen Jahren: Im Wasser, Norddeutschland unter Wasser.
Vor 66 Millionen Jahren: Im Küstenbereich/Wasser, Norddeutschland unter Wasser.
Vor 50 Millionen Jahren: Im Küstenbereich/Wasser, Norddeutschland unter Wasser.
Vor 35 Millionen Jahren: An Land, Norddeutschland unter Wasser.
Vor 20 Millionen Jahren: An Land.

Nordrhein-Westfalen vor 35 Millionen Jahren (Tertiär) auf dem Kontinent Eurasien. Nach Geologischer Dienst NRW.

Eiszeiten

Für die Landschaftsbildung hatten auch die Eiszeiten und die aus dem Norden sich vorschiebenden Gleitscher eine Auswirkung.

„In mehreren großen Eiszeiten schoben sich von Norden her gewaltige Gletscher in Richtung Süden. Dabei hobelten sie die norddeutsche Tiefebene platt und hinterließen eine flache Landschaft. In der Saaleeiszeit im Drenthe-Stadium vor 300 000 Jahren schob sich Eis bis vor unsere Haustür [in der Quelle: Hönnetal im Sauerland].“ (Kolarik, A.: Die Entstehung des Hönnetals. In: Naturhistorischer Verein Hönnetal (Hg.): 100 Jahre Schutzaktion – Die Rettung der Schönheit des Hönnetals, 2020, S. 48/49)

In der Saale-Eiszeit hatte sich das Eis von Norden her bis zur Linie Hameln — Detmold — Ruhr — Düsseldorf — Xanten vorgeschoben.

„Auch in den späteren Eiszeiten (Riß, Eem und Weichsel) gab es immer wieder Warmphasen, in denen sich die Gletscher wieder ein Stück weit zurückzogen.“ (Kolarik, A.: Die Entstehung des Hönnetals. In: Naturhistorischer Verein Hönnetal (Hg.): 100 Jahre Schutzaktion – Die Rettung der Schönheit des Hönnetals, 2020, S. 48/49)

Das in Schnee und Eis gebundene Wasser senkte während der letzten Eiszeit (Weichsel-Glazial, Weichsel-Kaltzeit; die vor 10000 Jahren endete) den Meeresspiegel um 130 Meter im Vergleich zu heute.

„Als das letzteiszeitliche Maximum überschritten war, begann der Eisschild über Nordeuropa vor zirka 16000 bis 18000 Jahren abzuschmelzen. Der Merresspiegel stieg allmählich und überspülte im Lauf von 10000 Jahren das Flachland. […] Die nachzeitliche Landschaft in Nordeuropa formte sich dabei noch durch einen weiteren Prozess neu, den Fachleute als postglaziale Landhebung bezeichnen. […] Über weite Teile von Nordeuropa hatte zuvor ein riesiger Eisschild gelastet — an der mächtigsten Stelle über dem Nordosten von Schweden, so schätzen die Forscher, war er rund 2,7 Kilometer dick. Als das Eis zurückging, verringerte sich auch das Gewicht, das auf die Erdkruste drückte und diese in den Erdmantel presste. Die Folge: Die Erdkruste hob sich nun wieder an. So stieg das Land in den ehemals vereisten Regionen nach oben, doch im Gegenzug sackten die Regionen am einstigen Gletscherrand ab — und beschleunigten somit den Meeresspiegelanstieg vor allem in den Regionen an den westlichen und südlichen Eisrändern.“ (Spektrum Geschichte, 5/2020, S. 18)

Das Bergische Land lag nicht unter dem Eis, allenfalls kam es bis „vor unsere Haustür“. Aber wie sah es hier hinter dem Eis aus?

„Stellt man sich den äußersten Norden und den äußersten Süden Deutschlands mit Eis bedeckt vor, kommt man beinahe „automatisch“ auf die Frage, wie denn die Landschaften dazwischen ausgesehen haben mögen. Nun, es wird eine … sehr unwirtliche Region gewesen sein. Kurze, eher kühle Sommer und lange Winter prägten den Jahrelauf. Ausgedehnte Wälder gab es nicht, dafür ist es zu kühl gewesen, und die Vegetationsperiode war zu kurz. In der Tundrenzone wäre – selbst wenn es die Entwicklungsstufe des Menschen schon damals ermöglicht hätte – nie ein ertragreicher Feldbau möglich gewesen. In den Höhenlagen der Mittelgebirge herrschte gar Eisklima.
Aber auch in dieser Landschaft gab es Landschaftsveränderungen, ausgelöst durch natürliche, durch die atmosphärischen Bedingungen gesteuerte Kräfte und Prozesse.“ (Fraedrich, W.: Spuren der Eiszeit, 1996, S. 2/3)

Das Bergische Land lag also im Eisrandgebiete, einem sog. Periglazialgebiete (Periglazial = am Rande des Eises; Glazial = durch das Eis geprägt. Fraedrich, W.: Spuren der Eiszeit, 1996, S. 96 ff.)

Nordrhein-Westfalen vor 250 000 Jahren (Quartär) auf dem Kontinent Eurasien. Nach Geologischer Dienst NRW.
Wurzel einer Eiche im felsigen Untergrund auf der Straße nach Stelberg (2021).
Wurzel einer Eiche im felsigen Untergrund auf der Straße nach Stelberg (2021).
Gestein am Sünger Berg.
Steine auf dem Grat-Pfad auf dem Sünger Berg schauen aus dem Waldboden heraus (April 2021).
Geröllstein vom Grat-Pfad auf dem Sünger Berg.
Geröllstein vom Grat-Pfad auf dem Sünger Berg.
Steine am Sünger Berg. Von einer umgefallenen Fichte aufgeworfen (April 2021)
Gestein an einer Wurzel einer umgestürzten Fichte auf dem Sünger Berg (April 2021)
Ost-Hang am Sünger Berg (April 2021)

Zusammenfassend und wiederholend noch dieser Abschnitt vom Bergisch Gladbacher Geologen und Paläontologe Ulrich Jux:

„Das Bergische Land gehört zum Rheinischen Schiefergebirge, das sich vor allem aus mächtigen sandigen und tonigen Gesteinsfolgen aufbaut, die im wesentlichen während der Devon-Periode des Erdaltertums abgelagert und in der Karbon-Periode als Faltengebirge [„Das Variszische Gebirge“] aus dem vorausgegangenen Meeresraum herausgepresst worden sind. […] Von der ursprünglichen Morphologie des Faltengebirges ist allerdings heute nur noch wenig zu erkennen; denn es ist seit seiner Entstehung vor 330 Millionen Jahren bis auf die Fundamente abgetragen und in ein „Rumpfgebirge“ umgestaltet worden.“ (Jux, U.: Kalksteine in der mitteldevonischen Schichtenfolge. In: Jacobi, G.: Als die Steinhauer in Lindlar ihre Zunft aufrichteten und den Marmor brachen“, 2007, S. 26)

Boden

Die Entstehung des heutigen Bodes begann nach diesen Eiszeiten. Daher hier ein paar Einwürfe zum Boden, des Entsteung und Verändeung.

„Lockere und feste Gesteine sind das Ausgangsmaterial für die Bildung des Bodens. Durch physikalische Verwitterung werden die an der Erdoberfläche befindlichen festen Gesteine allmählich zerkleinert, so daß lockeres Gesteinsmaterial in einer mehr oder weniger mächtigen Schicht das Ausgangsgestein überdeckt. Zahlreiche Minerale unterliegen dem Einfluß der Atmosphärilien (Wasser, Sauerstoff, Kohlendioxid) und der Strahlung mehr oder weniger stark der chemischen Verwitterung. Hierbei entstehen durch einfache Umwandlung oder durch Aufbau aus den Zerfallsprodukten zum Teil neue Minerale. Die so gebildete Verwitterungsschicht dient niederen und höheren Organismen als Standort und Lebensraum.“ (Scheffer – Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, 6. Aufl. 1966, S. 1)

Physikalische (mechanische) Verwitterung

„Temperaturverwitterung […] Durch den raschen Temperaturwechsel werden die äußeren und inneren Teile der Gesteine infolge ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit unterschiedlich erwärmt und abgekühlt. Dadurch entstehen Spannungen, die zu Rissen und Spalten und schließlich zum Zerfall der Gesteine führen.“ (Scheffer – Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, 6. Aufl. 1966, S. 17)

„Frostverwitterung durch Spaltenfrost. Sie ist in der Eigenschaft des Wassers begründet, beim Gefrieren sein Volumen um 9% zu erhöhen. In Gesteinsspalten und -risse eindringendes Wasser vermag somit beim Gefrieren eine erheblichebSprengwirkung zu entfalten und die Gesteine zu zertrümmern.“ (Scheffer – Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, 6. Aufl. 1966, S. 17)

„Quellung, Schrumpfung, Slaking … In tonhaltigem Material verursacht die Zufuhr von Wasser Quellung, das Wiederaustrocknen Schrumpfung […] Die Schrumpfung … verursacht Trockenrisse, die bei neuen Niederschlägen ein tieferes Eindringen des Wassers in den Boden erlauben. An der Oberfläche tonhaltiger Gesteine (Tonsteine, Schiefertone, Sandsteine mit tonigem Bindemittel) kann die Quellung des Tons durch Nässe zu einem Zerfall des Gesteins führen [Slaking].“ (Ahnert, F.: Einführung in die Geomorphologie, 3. Aufl., 2003, S. 95)

„Schließlich können auch Pflanzen einen mechanischen Zerfall der Gesteine bewirken, indem die Wurzeln in Risse und Spalten eindringen und durch ihr Dickenwachstum die Gesteine auseinandersprengen […] Die durch die genannten Vorgänge gebileten Gesteinstücke werden beim Transport durch sich bewegendes Eis, durch fließendes Wasser oder durch Wind weiter zerkleinert. Dies erfolgt durch mechanischen Abrieb an der Oberfläche, durch den die Gesteine im Verlauf ihres Transportweges abgerundet werden und erhebliche Mengen feinen Materials liefern.“ (Scheffer – Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, 6. Aufl. 1966, S. 18)

Chemische Verwitterung

  • die Prozesse der chemischen Verwitterung bewirken „Stoffänderungen des Gesteinsmaterials, d.h. Zersetzung (Korrodsion) der Substanz und Bildung neuer Verbindungen.“ (Ahnert, F.: Einführung in die Geomorphologie, 3. Aufl., 2003, S. 90)
  • „Die chemische Verwitterung beruht im wsentlichen auf Lösungs-, Zersetzungs- und Hydrationsvorgängen, durch die die Gesteine und Minerale viel weitgehender Verändert werden als bei der physikalischen Verwitterung.“ (Scheffer – Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, 6. Aufl. 1966, S. 18)
  • „Das wichtigste Agens der chemischen Verwitterung ist das Wasser, das als Lösungsmittel und bei der hydrolytischen Zersetzung schwer löslicher Verbindungen wirksam wird.“ (Scheffer – Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, 6. Aufl. 1966, S. 18)

Bodenentstehung nach der Eiszeit

Das Bergische Land war ein Eisrandgebiet. Die Bodenentstehung setzte nach den Eiszeiten wieder ein. Dazu schrieb 1979 Peter Burschel (damals Lehrstuhlinhaber für Waldbau und Forsteinrichtung an der Uni München):

„Das zentrale Ereignis auch für die Bodenentstehung in unserem Raum war die Eiszeit. In ihrem Verlauf traten auf riesigen Flächen tiefgreifende Veränderungen ein. Alte Böden wurden durch Eis weggehobelt und zusammen mit Brocken unverwitterten Gesteins als Moränen abgelagert. Der ganze Alpenraum und sein Vorland sind dadurch ebenso geprägt worden, wie das norddeutsche Tiefland. Die dazwischenliegenden Gebiete blieben zwar eisfrei, doch gab es dort nur niedrige Tundra-Vegetation, die wenig Schutz gegen Niederschläge, Eisbildungen und Tempertaturextreme bieten konnte. In gewaltigen Erosions- und Fließvorgängen wurde daher auch hier der aus alter Verwitterung stammende Boden abtransportiert oder umgelagert. Und schließlich konnte in Trockenperioden der Wind den vegetationsarmen Boden angreifen, seine feineren Teile emporwirbeln und über weite Strecken transportieren. Als Ergebnis solcher Sand- und Staubstürme hat sich auf großen Flächen Löß abgelagert, oft in beachtlicher Mächtigkeit.
Ihrer alten Bodendecken beraubte Gebirge, große Moränengebiete, Fließerden und Löß auf riesigen Flächen bildeten daher das Rohmaterial für die Bodenentwicklung. Diese begann, als das Klima vor fünfzehntausend Jahren wärmer wurde, die großen Eismassen sich zurückzuziehen begannen und Vegetation unseren mitteleuropäischen Raum wieder besiedeln konnte.“ (Burschel, P.: Der Wald in seiner Umwelt, In: Stern, H. (Hg.): Rettet den Wald, S.108)

Wurzel einer umgestürzten Fichte auf dem Sünger Berg.
Wurzel einer umgestürzten Fichte auf dem Sünger Berg.

Bauern aus dem Fruchtbaren Halbmond besiedeln Europa

Die Eiszeiten und die darauf folgenden Perioden hatten Einfluß auf die Bodenbildung und -qualitäten und somit auch auf die Besiedlung der Regionen. In den beiden folgenden Quellen wird betrachtet, wie die neue Bevölkerungsgruppen nach Europa wanderten und dort Regionen mit guten böden besiedelten.

„Vor ungefähr 11 500 Jahren endete in Europa und im Nahen Osten die Eiszeit. Als sich Klima allmählich erwärmte und die Natur mehr Nahrung bot, gingen Wildbeuter in der Region des Fruchtbaren Halbmondes — einem Bebiet, das von Euphrat und Tigris bis an die Mittelmeerküste, der Lavante reichte — langsam dazu über, sesshaft zu werden. […] Gesichert ist …, dass die Pioniere ungefähr 7000 v. Chr. gen Europa wanderte, auf der Suche nach neuem Ackerland.“ (Spinney, L.: Wie die Bauern Europa eroberten. In: Spektrum Geschichte, 1/2021, S. 18)

„Die im Fruchtbaren Halbmond ständig wachsende Bevölkerung war gezwungen, nach neuen akzeptablen Ackerböden Ausschau zu halten. Erst ging es durch Anatolien, dann über die Dardanellen nach Griechenland, bald in den Balkanraum und schließlich nach Mitteleuropa, das in der Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus innerhalb von weniger als 200 Jahren von den ersten Bauern […] in Besitz genommen wurde.
[…] Europa war zu großen Teilen mit Urwäldern bedeckt. Vor allem Flüsse taugten als Leitbahnen durch die Wildnis […] Die Wanderer tasteten sich von den Flüssen langsam ins Landesinnere vor; oft ließen sie sich gerade dort nieder, wo sie beim Graben auf keine Steine mehr stießen. Dort war die Erde leicht zu bearbeiten — selbst mit Gersät aus Stein, Knochen oder Holz. Und es war ein guter Ort zum Siedeln. […]
Die steinlosen Böden waren überaus fruchtbar […]. Denn die steinlosen Böden bestanden aus Löss, einem Produkt der Eiszeit. Gletscher hatten Berge und Felsen zu Geröll und feinem Gesteinsstaub zermahlen. Leichte Beute für den Wind, der das, was heute Gartencenter als „Urgesteinsmehl“ zur Bodenverbesserung verkaufen, durch die trockene, vegitationslose Kälte-Ödnis blies. Der Staub lagerte sich im Windschatten der Gebirge ab. Das geschah in Nordamerika, in China und in Europa, wo der Wind den Löss in den Börden am Nordrand der Mittelgebirge anhäufte, im Pariser und im Karpatenbecken, aber auch in den süddeutschen Gäulandschaften.
Ein Blick auf moderne Bodenkarten zeigt, das Gebiet im Windschatten des Harzes gehört zu den fruchtbarsten Böden Europas, insbesondere die Magdeburger Börde und die Leipziger Tieflandbucht bis in das Thüringer Becken hinein, mit Weimar und Erfurt als südlicher Begrenzung. Der Löss hat sich hier zu tiefgründigen Schwarzerden gewandelt, mit einer Mächtigkeit von über einem Meter. […] In den steppenartigen Gebieten waren unzählige Bodenwühler aktiv: Regenwürmer, Feldhamster, Steppenmurmeltiere, die alle besten Humus produzierten.“ (Meller, H, & Michel, K.: Die Himmelsscheibe von Nebra, 2020. S. 158 — 160)

Löss-Bildung in den Sünger Bergen (Skizze Sahler 4/2023)
Löss-Bildung in den Sünger Bergen (Skizze Sahler 4/2023)

Von Sätteln und Mulden

  • Paffrather Mulde
  • Peffekovener und Dierdorfer Mulde
  • Sünger Sattel
  • Breuner Mulde

Von Schichten und Formationen

  • Geologen: August Denckmann, Alexander Fuchs, Heinrich von Dechen, Werner Paeckelmann, Emanuel Kayser, Curt Dietz
  • „Hobräcker Schichten: nach einem Bergrücken bei Hohenlimburg“ (Karl Schmitz: „Erdgeschichte des Oberbergischen“, 1974, S. 17). „Mühlenbergschichten (Mühlenberg unterhalb Dahl) , Grauwackensandsteine mit Grauschiefereinlagerungen“ (aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1909); „Die Brandenbergschichten nach dem Brandenberg in der Lenneschleife zwischen Hohenlimburg und Nachrodt , die Mühlenbergschichten nach dem Mühlenberg auf der rechten Volmeseite nördlich von Dahl“ (aus: „Abhandlungen des Reichsamts für Bodenforschung, 1942); „Die Untergliederung [Anm. GS: der Schichten wie Brandenberg-Schichten, Mühlenberg-Schichten, Hobräcker-Schichten, Untere Honsel-Schichten, zuvor wurde diese Schichten alle mit „Lenne-Schiefer“ bezeichnet] wurde erst durch DENCKMANN (1907) bei der Kartierung der Geologischen Karte im Gebiet des Blattes Hohenlimburg – vorwiegend nach lithologischen Gesichtspunkten – eingeführt.“ (Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, Heft 53, 2000, S. 12)

Die Sünger Berge

Betrachtet man die Sünger Berge von oben, zeichnet die Erhebungen, die Tiefen und die Bäche ein, so sieht man, dass die Bäche zur heutigen Reliefbildung beigetragen haben. Peter Burschel schrieb, dass während der Eiszeit „in gewaltigen Erosions- und Fließvorgängen […] der aus alter Verwitterung stammende Boden abtransportiert oder umgelagert“ wurde (Burschel, P.: Der Wald in seiner Umwelt, In: Stern, H. (Hg.): Rettet den Wald, S.108) Dies scheint auch hier der Fall gewesen zu sein.

Die Bäche durchschneiden die Sünger Berge.
Dort wo die Bäche fließen ist die „Gebirgskette“ zerschnitten. Mehr dazu hier („Relief der Sünger Berge“).

Als Wiederholung von oben: Das Bergische Land lag auf der Nordseite eines Hochgebirges, welches sich quer über den Kontinent Pangaea zog. Das Variszische Gebirge, wie es 1888 der Geologe Eduard Suess nannte. Ein mächtiges Gebirge hatte sich aufgetürmt, welches aber nie alpine Höhen erreichte. Der Gebirgszug war 600 Kilometer lang und durchschnittlich 5 Kilometer hoch.

Kontinent „Pangaea […] zusammengehalten von einer großen Gebirgsnaht, den Varisziden. (Skizze nach Abbildung 1 in Goßmann, R./Jungheim, H. J.: Landpflanzen im Verlauf der Erdgeschichte, Teil 7: Das Perm. In: Fossilien, 5/2009, S. 308.) 

Heute kann man dieses Gebirge aufgeschlossen in Europa beispielsweise in den Ardennen, im Rheinischen Schiefergebirge – zu dem das Bergische Land gehört – und im Harz sehen. Aufgeschlossen meint hier, die Felsen, die direkt unter dem Boden liegen. Unter den Sünger Bergen ist dies die geologische Schicht mit dem Namen Hobräcker Schicht.

Die Sünger Berge bestehen aus Steinen der Hobräcker Schicht.