Erinnerung an NaturZeit Lindlar (2007 – 2010)

„Unter einer bestimmten Fragestellung machen wir eine Erkundung in die Natur. Da es für uns eine Fragestellung ist, begeben wir uns auf Neuland. Die bei der Erkundung aufgetretenen Fragen können evtl. direkt gemeinsam geklärt werden oder man verabredet sich zu einer Nachbesprechung. Fotos, Zeichnungen können uns unterstützen.“

(Günter Sahler, NaturZeit, 2008)

Diese Idee hatte sich über die Zeit entwickelt. Sie war innovativ, dass war uns direkt klar. Dies machte es aber umso schwieriger sie auch zu vermitteln. Hier will ich kurz aus meiner Sicht beschreiben, wie es zu der Idee kam.

Bereits 2005 beschäftigte ich mich zu Beginn meines Masterstudiums Erwachsenenbildung mit Naturerfahrung sowie Zeichnen in der Natur. Dabei fand ich das Flow Learning nach Joseph Cornell:

  1. Begeisterung wecken
  2. Konzentriert wahrnehmen
  3. Unmittelbare Erfahrung
  4. Andere an den Erfahrungen teilhaben lassen.

Ich formulierte dies 2005 so:

  1. Ankommen in der Natur
  2. Aktivitäten in der Natur
  3. Entspannen in der Natur
  4. Erinnern an die Natur.

Damals hatte ich die Webseite Coverwork.de auf der ich meine Ideen festhielt.

Screenshot der Webseite www.coverwork.de von 2005 „Naturerlebnis und Medienbildung im Bergischen Land“.

Zum Zeichnen in der Natur schrieb ich 2005:

„Zeichnungen haben den Vorteil, dass man sich während der Erstellung intensiv mit dem Objekt beschäftigen muss. Beim Zeichnen stellt man fest wie komplex z.B. eine Pflanze aufgebaut ist. Als Zeichenanfänger hat man allerdings das Problem, dass man nicht die Techniken beherrscht, wie beispielsweise eine Pflanze perspektivisch korrekt gezeichnet wird. Da diese Techniken in der Regel viel Übung erfordern, ist hier die intensive Beschäftigung mit dem Objekt wichtiger. […] Die unzureichende Zeichenerfahrung soll die Teilnehmer nicht davon abhalten. Würde der Zeichenanfänger seinen Fokus auf die Zeichentechnik, also auf Perspektive und Schraffur legen, dann würde dies ihn möglicherweise zu sehr vom eigentlichen Thema ablenken und die ganze Veranstaltung würde mehr in die Richtung eines herkömmlichen Zeichenkurs gehen. Der Unterschied zu einem Zeichenkurs ist in der Gewichtung zu sehen. Während dort das Erlernen der Zeichentechnik im Mittelpunkt steht, sollen hier die Formen der Natur im Mittelpunkt stehen.“

Zum Fotografieren in der Natur schrieb ich 2005:

„Beim Fotografieren von Landschaften, Pflanzen oder Tieren steht das bewußte Auseinandersetzen mit Objekten in der Natur im Vordergrund. Mit Hilfe der Fotografien kann eine spätere Dokumentation genauer werden. Wahrnehmen und bewußtes Sehen sind hier wichtig.“

Projekt Lernort Gemeinde in Lindlar

Als Student der Erwachsenenbildung an der Technischen Universität Kaiserslautern war ich begeistert als im Januar 2007 in Lindlar das Projekt „Lebenswertes Lindlar“ startete. In diesem Rahmen wollte ich ein Naturprojekt anstoßen. Um weitere Interessierte zu gewinnen schrieb ich auf mein Flipchart-Plakat u.a.: „Wanderungen mit offenen Augen“, „Zeichnen in der Natur“, „Bewußtes Wahrnehmen von Schönheit und Problemen in der Natur“, „Themenwanderungen/Erkundungen“.

Später formulierte ich dies: „Unter einer bestimmten Fragestellung machen wir eine Erkundung in die Natur. Da es für uns eine Fragestellung ist, begeben wir uns auf Neuland. Die bei der Erkundung aufgetretenen Fragen können evtl. direkt gemeinsam geklärt werden oder man verabredet sich zu einer Nachbesprechung. Fotos, Zeichnungen können uns unterstützen.“

Daraus wurde über den Zwischenschritt „Zeit für Natur“ schließlich „NaturZeit“.

In kleinen Gruppen trafen wir uns und durchstreiften die Natur in Lindlar und Umgebung. So gab es Exkursionen am Brombacher Berg, nach Kaufmannsommer, zum Hahnenzell, in den Wald zwischen Gimborn, Ruine Neuenberg und Eibach, zum Vogelberg, von Fenke zum Blick ins Felsental, ins Aggertal bei Ehreshoven (Engelskirchen) und in den Wald am Brungerst.

Schloßpark Heiligenhoven (Februar 2006)

Unter der Anwesenheit der Projekt- und Wissenschaftlichen Leitung, vertreten durch Annette Mörchen (KEB), Felicitas von Küchler (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Bonn) und Prof. Dr. Ortfried Schäffter (Lehrstuhl Erwachsenenbildung und Weiterbildung der Humboldt-Universität, Berlin) stellten wir NaturZeit am Schloß Heiligenhoven vor, wo man damals noch die großen amerikanischen Bäume bestaunen konnte. Erwachsenenpädagogisch hatten wir damals den Nerv der Zeit getroffen: Teilnehmerorientierung, Ermöglichungsdidaktik, Selbstgesteuertes und Informelles Lernen.

„Lebenswertes Lindlar wurde 2007 vom Katholischen Bildungswerk im Oberbergischen Kreis und vom Pfarrverband Lindlar zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements ins Leben gerufen. Ein Projekt innerhalb von „Lebenswertes Lindlar“, aus dem nun die Initiative NaturZeit hervorging, beschäftigt sich mit Naturentfremdung und Naturerfahrung. Entwickelt wurde die Idee, gemeinsam die Natur in Lindlar und Umgebung zu entdecken. Dabei will NaturZeit den Dingen auf den Grund gehen, aber auch mal schlicht die Natur genießen.

NaturZeit beschränkt sich bei den Naturerkundungen auf einen eng begrenzten Raum, denn die intensive Erfahrung steht im Vordergrund. In die Natur, nicht durch die Natur zu gehen und sich dabei Zeit zum Austausch zu nehmen, lautet das Motto der Initiatoren, die sich weniger als Lehrer, sondern als Mitlerner sehen, die diese neue Form der gemeinschaftlichen Naturerfahrung ermöglichen wollen.“ (offizieller Text)

NaturZeit-Flyer 2008 (1): Bild von der ersten Exkursion im Wald beim Brungerst (links), Bild von der Exkursion am Hahnenzell (Mitte), Bild am Steinhauerpfad (rechts).
NaturZeit-Flyer 2008 (2): Ich sitzend beim Zeichnen auf einem Dreibeinhocker (mitte), Bilder von der Exkusion von Fenke zum Blick ins Felsental (mitte und rechts).

Ab 2008 begannen wir mit unseren Naturerkundungen in Lindlar, die bis 2010 fortgesetzt wurden.

Unterwegs mit der NaturZeit (2008)

Um die Exkursionen zu dokumentieren, mit den Beobachtungen, Ergebnissen und Fragen, entwickelte ich ein Protokoll. Hier ein Naturzeit-Protokoll vom Mai 2008:

Foto 1
Foto 2