Die junge Mary Scholz am Flügel, Sommer 1919 in Wien (Unbekannter Fotograf).
Diese junge Frau war eine Schülerin des Wiener Klaviervirtuose Hans
Thornton. Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert war Thornton in
Österreich eine Größe als Claviermeister, Clavierlehrer und Musiker,
wie die folgenden Zeitschriften-Ausschnitte belegen:
„Im Concertsaal Schweighofer gab am letzten Sonntag der bekannte
Claviermeister Hans Thornton […] beachtenswerte Proben seiner
Leistungsfähigkeit als Künstler, wie als Lehrer.“ (Neue musikalische
Presse: Zeitschrift für Musik, Theater, Kunst, Sänger- und Vereinswesen,
1899)
„Herr Hans Thornton, Clavierlehrer, IX., Hahngasse 12, veranstaltet
Sonntag, den 7. ds. [wohl „diesem Monats“] 5 Uhr Nachmittag im Saale
Ehrbar seinen IV. Schülerabend.“ (Neue musikalische Presse: Zeitschrift
für Musik, Theater, Kunst, Sänger- und Vereinswesen, 1899)
zum Saal Ehrbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Ehrbar („Der zweigeschossige große Konzertsaal, auch unter dem Namen Ehrbar-Saal bekannt“), auch: https://www.stadtinitiative.at/ehrbar-saal/
Dieses Bild wurde im gleichen Raum aufgenommen. Zumindest hängen an der Wand dieselben Bildmotive. Der Flügel ist auch identisch. Ob er sich bei dem Mann um Hans Thornton selber handelt?
„Klaviervirtuose Hans Thornton ist bereit, geeignete Werke
klassischer und moderner Richtung für zwei Klaviere einzurichten und sie
im Laufe des Winters in seinem Novitätenkonzert zur Aufführung zu
bringen.“ (Neue Zeitschrift für Musik, 1905)
„Hans Thornton (einem in Wien ansässigen trefflichen Musiker und Musiklehrer)“ (Neue Zeitschrift für Musik, 1914)
Als Andenken an sie, schenkte die ihn „bewunderne Schülerin“ Mary Scholz ihrem „genialen Professor“ obiges Bild.
Dieser Beitrag wurde unter Fotografie, Musik, Wien abgelegt am 16. Juli 2019.
Kleiner
Tambourmajor (auch: Stabführer): Man erwartet, dass im nächsten Moment
die Kapelle (Spielmannszug oder Tambourkorps), die hinter diesem
Berliner Jungen mit seinem Stab ( Küs) steht, mit ihren Marsch
startet, mit Trommeln (Trommler = Tambouren), Tompeten, Pfeifen und dem
Schellenbaum (Foto: Atelier Wertheim, Oranienstraße, Berlin).
Musikkapelle in den 1920er Jahren. Posaunist, Tubist, Tompeter im Gleichschritt (Unbekannter Fotograf).
Tubist
einer Musikkapelle in den 1920er Jahren. Man beachte, dass er, wie auch
die Musiker auf dem obigen Foto, die Noten in der Hand hält. Die
Musiker maschieren, spielen ihre Instrumente und halten ihre
Notenblätter (Unbekannter Fotograf).
Musikkapelle (Spielmannszug oder Tambourkorps) in den 1920er Jahren (Unbekannter Fotograf).
Berliner Konzerthaus „Clou“
Im März 1914 (Foto: Kunstverlag Paul Kaufmann, Berlin-Wilmersdorf).
Im November 1912 (Foto: Kunstverlag Paul Kaufmann, Berlin-Wilmersdorf).
„Kino-Ausstellung >Der Film< in Berlin – Die vom 12. Juni bis 4. Juli ds. Js. in Berlin in den Gesamträumen des Berliner Konzerthauses (Clou)
stattgefundene Ausstellung für moderne Lichtspielkunst >Der Film<
verdient besonderes Interesse. Über den Wert von Spezialausstellungen
ist man sich seit langem einig.“ (Velhagen & Klasings Monatshefte,
1920)
„Berliner Konzerthaus (Clou, Mauerstraße 82 und Zimmerstraße 90/91). Anfahrt in der Mauerstraße von der Leipziger Straße oder Krausenstraße nach Schützenstraße oder von der Friedrichstraße in die Zimmerstraße.“ (Automobil-Rundschau, 1929)
„Immer an der Wand lang“ (1907)
Postkarte um 1910 mit Text von Hermann Frey.
Das Couplet von Hermann Frey (1876 – 1950) „Immer an der Wand lang“
(1907) war ein Welthit. Ein Betrunkener torkelt mit seiner Begleitung
immer an der Wand lang heimwärts. Die Männer alle im Frack und mit
Zylinder. Die Frauen in Kleidern, wie man sie auch von den Fotos aus den
Fotoateliers kennt: bodenlang, dazu Hüte mit Seidenblumen und hohe
Stegkrägen.
Im Bildhintergrund sieht man vier Soldaten, die zum Alltagsbild gehörten.
Einer der Herren (oder alle drei) sieht sich als „dolle Bolle“, wo
dann für mich auch die Zeile „aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich
amüsiert“ aus dem bekannten Berliner Volkslied mitschwingt. Wobei dieser
Bolle für einen „amüsierfreudigen Mann“ steht, dem es egal ist, wenn
seine Olle wegen seiner nächtlichen Eskapaden und Zechereien
schimpft. Egal, immer an der Wand lang, findet er trotz der wackeligen
Beine schon den Weg nach Hause, egal was ihn dort erwartet. Man hört ihn
schon seine Olle mit „Reg dich nich uff, Olleken. Ick wa nur mit der Kleenen ausm Büro eenen picheln“ beschwichtigen.
Ein Bolle kam bereits im 19. Jahrhundert in den politischen Bierstubengesprächen „Unter den Tulpen“ im Satiremagazin „Kladderadatsch“ vor. Auch schon vor Carl Bolle (ab 1879), der einer Meierei in Berlin hatte und oft mit dem Bolle-Lied in Verbindung gebracht wird.
Film: Menschen am Sonntag (1929)
„Fast ein Dokumentarfilm, dessen einzelne Teile aber durch eine
angedeutete Spielhandlung zusammengehalten werden. Eigentlicher
Mittelpunkt des Films ist die Stadt, sind die Menschen, die dem Zwang
des Alltags zu entfliehen suchen und dabei doch keine neue Freiheit
gewinnen. In vielen kleinen Episoden beobachtet der Film typische
Verhaltensweisen der Bürger … Von manchen ähnlichen Versuchen
unterscheidet sich dieser Film u.a. dadurch, daß er die glaubhafte
Wirklichkeit nicht für publikumswirksame Pointen verfälscht. Seine
Beobachtungen bleiben stets im Bereich des Wahrscheinlichen; so sind sie
auch sozialkritisch relevant.“ („Reclams Filmführer“, 8. Auflage, 1991,
S. 356/357)
Auf dieser Seite sammele ich Bilder und Informationen zur
Schnellfotografie in Kaffeehäusern und sonstigen Gaststätten des frühen
20. Jahrhunderts. Schnellfotografie gab es damals auf Jahrmärkten oder
bei bestimmten Ausflugsorten (z.B. am Drachenfels). Die Besonderheit
war, dass man die Fotos schon kurz nach der Erstellung mitnehmen konnte.
Foto im Café Eldorado, Altona.
Meine Annahme: Es kam der Fotograf beispielsweise in ein Café, fragte
ob man Interesse an einem Foto hätte, schoss das Bild und brachte
später die Abzüge.
Über die Entwicklung der Schnellfotografie ist mir wenig bekannt. Daher ich nur ein paar Hinweise.
Im Februar 1900 meldeten Max Schultze und Walter Vollmann das D.R.P.
123291 für einen Apparat für Schnellfotografie an. Die Kamera des
Patents hatte zwei übereinabder liegende Dunkelräume, eins für die
Negative, das andere für die Positive. Walter Vollmann hatte bei der
Firma Grass & Worff 1897 eine Abteilung für Amateur-Fotografie
eingerichtet.
Im Jahr 1900 begann Johannes Oster vor der Nibelungenhalle am
Drachenfels mit Schnellfotografie. Die Leute konnten sich auf einen Esel
setzten, ließen sich fotografieren und holten sich auf dem Rückweg die
Fotos ab.
1902 veröffentlichte Wilhelm Baumann im Verlag Erstes
Postkarten-Moment-Atelier (das Atelier von Baumann war in der
Neuhauserstraße 2, München) eine „Gründliche Anleitung zur Ausübung der
modernen und gewinnbringenden Postkarten-Schnell-Photographie ohne
besondere Vorkenntnisse. Mit Berücksichtigung der Verhältnisse an allen
verkehrsreichen Plätzen“.
Foto in Urbans Burghof, Hohe Straße 38, Köln.
„In den letzten Jahren haben sich Geschäfte etabliert, wo in wenigen
Minuten eine Porträtaufnahme, auf Bromsilberkarte kopiert, ausgeführt
wird, und zwar für den minimalen Preis von 50 Pfg. Es ist klar, dass in
dieser kurzen Zeit die einzelnen Manipulationen etwas weniger penibel
gehandhabt werden. Die Aufnahme der Person geschieht in der üblichen
Weise auf Bromsilberplatte. Das Negativ, nachdem es kurz abgespült und
die Schichtseite mit einem dünnen Celluloidblatt überlegt worden ist,
wird mit der Bromsilberkarte im Kopierrahmen (eventuell mit Vorschaltung
von Vignetten oder Masken) exponiert; dann wird das Positiv „rapid“
entwickelt, fixiert, gewässert und getrocknet.“ (Paul Hanneke: Die
Herstellung von photographischen Postkartenbildern, 1905)
Es gab Postkartenkamera für das Format 10:15 (erwähnt 1914).
Eingesetzt wurden diese auch auf Volksfesten oder Jahrmärkten. In der
Druckschrift der Firma Karl Arnold konnte man lesen:
„Diamant-Postkarten-Kanone laut beigefügter Abbildung ist die letzte
Erfindung auf dem Gebiete moderner Schnellphotographie“ und weiter: „Ihr
Bild in 5 Minuten auf Bromsilberpostkarten, ohne Platten, ohne Film,
Ohne Dunkelkammer!: Postkarten-Kamera für Schnellphotographen“.
Foto in Urbans Burghof, Hohe Straße 38, Köln.
Fotografen in Hamburg und Altona taten sich bei der
Schnellphotographie besonders hervor. Zahlreiche Postkarten aus der Zeit
vor dem Ersten Weltkrieg finden sich heute noch. In Urbans Burghof in
Köln gab es einen Fotografen der den Gästen Bilder von ihrem Tisch
anbot. Bilder zu Urbans Burghof sammele ich hier. Auch im Berliner Konzerthaus Clou wurden solche Fotos angeboten.
Bilder aus Hamburg und Altona (ca. 1910 bis 1918)
Albrecht Cimbal, Café Barkhof, Mai 1913. Foto: American Schnell-Atelier, Hamburg.
Café Eldorado, Altona, Juli 1913. Foto: „Elite“ Hamburg, Centrale für Schnellphotographie
Café Klosterburg, Jahr unbekannt. Foto: Express Schnell-Photographie Alexander Attin, Hamburg.
Café Sonnabend, Hamburg, September 1910. Foto: Magnus Mannheim, Photographische Werkstätte, Hamburg.
Café Westminster, Altona, Jahr unbekannt. Foto: „Elite“, Zentrale für Schnellphotographie.